Zum Inhalt springen
2023 07 02 La Paz 39 1

La Paz – eine atemberaubende Stadt

  • von

Nachdem wir den Amazonas verlassen haben, geht es für uns steil bergauf, denn wir wollen nach La Paz – die höchstgelegene Stadt mit Regierungssitz der Welt.

Außergewöhnlich – La Paz

Die mittlere Höhe des Altiplano liegt auf etwa 3.800 Meter über dem Meeresspiegel. Somit ist diese Hochebene eine der höchstgelegenen bewohnten Regionen der Welt. Hier zwischen ca. 3.200 m und 4.100 m befindet sich auch die Stadt La Paz. Die Landschaft um die Stadt ist karg und besteht aus Steppen, Bergen und Seen sowie einigen Salzseen. Aber auch einzelne Bäume gedeihen hier im Windschatten einiger Berge. Es ist das krasse Gegenteil vom Dschungel, den wir zuvor gerade erst besucht haben.

Langsam hocharbeiten – gar nicht so einfach auf dieser Route

Nachdem wir Rurrenabaque verlassen haben, geht es auf direktem Weg nach La Paz. Zwischen den beiden Städten liegen rund 420 KM und über 3.300 Höhenmeter. Klar, das schaffen wir nicht an einem Tag, denn wir wollen uns so langsam wie möglich an diese wahnsinnige Höhe gewöhnen. Ein Pass von über 4.000 Meter muss schließlich auch überquert werden.

Leider sind aber die Möglichkeiten zum Akklimatisieren gering. Dennoch können wir zumindest zwei Übernachtungen einbauen, bevor wir die Großstadt erreichen. Auf dem Weg dahin erwarten uns atemberaubende Schluchten, Wasserfälle, staubige Straßen und eine von liegengebliebenen LKW blockierte Straße.

Tranquilo – immer die Ruhe bewahren

Als wir die Schotterstraße hochfahren, sehen wir plötzlich eine Schlange wartender LKW. Auch ein paar PKW halten an, die Fahrer steigen aus und unterhalten sich. Sie laufen weiter, kehren zurück, fahren weiter. Wir halten ebenfalls an und schauen, was los ist.

Hinter der Kurve sehen wir, was los ist. Ein LKW ist in einen Graben gerutscht. Ein zweiter LKW steht mit gebrochener Achse mitten auf der Schotterpiste. Links daneben, nah am Abgrund, steht ein dritter LKW. Dieser hat sich auf dem feuchten Schotter festgefahren, wie wir von den Männern erfahren, die gelassen am LKW lehnen und Zigaretten rauchen.

Kleinere PKW kommen rechts neben dem zweiten LKW vorbei – entweder mit Allradantrieb oder durch Schieben der umherstehenden LKW-Fahrer. Diese können nämlich nichts anderes tun, als PKW zu schieben, weil sie selbst nicht durch die enge Passage kommen. Genauso wie wir. Trotzdem: niemand beschwert sich. Keiner regt sich auf. Es herrscht eigentlich eine recht gute Allgemeinstimmung (wäre in Europa wahrscheinlich nicht so). Aber wenn man nichts ändern kann nützt aufregen ja auch nichts.

Gemeinsam stark

Irgendwann kommen einem der LKW-Fahrer die zündende Idee. Sie entlasten die Liftachse mit einem Wagenheber, damit die Räder von der Fahrbahn kommen. Dann blockieren sie die Federn mit Holzklötzen, damit das auch nach dem Absenken des Wagenhebers so bleibt. So kommt mehr Druck auf die restlichen Reifen. An der Front ziehen die herumstehenden Männer an der Abschleppkette. Und nach ein paar Anfahrversuchen ist der LKW wieder frei. Geschafft. Die Straße kann nun wieder befahren werden. Es geht weiter für uns.

La Paz – eine unglaublich vielseitige Stadt

Im bolivianischen Altiplano liegt die Stadt La Paz. Mit rund 750.000 Einwohner keine kleine Stadt. Direkt angrenzend und ohne sichtbaren Übergang liegt die Stadt El Alto, die nochmal rund 850.000 Einwohner zählt. Wir haben Anfang Juli.

Von La Paz haben wir schon so einige Horrorstorys von Wohnmobilisten gehört. Von Google Maps in die Irre geführt steckten sie über Stunden in den engen Straßen fest, kamen nicht vor und nicht zurück. Das Problem der Stadt ist, dass einige Straßen in einer der unzähligen Treppen enden. Andere Straßen führen durch enge Märkte. Um das zu vermeiden ließen wir uns vom Campingplatzbetreiber eine genaue Wegbeschreibung senden. Und das war auch gut so.

Auf dem “Campingplatz”, was im Grunde nicht mehr als der große Hof einer Werkstatt ist, angekommen, machen wir es uns gemütlich. Neben einem Schotterparkplatz gibt es allerdings eine Gemeinschaftsküche und Bäder. So bleibt trotz Solar* und gigantischer Sonneneinstrahlung unsere Induktionsplatte* oft kalt und wir kochen in der kleinen Küche auf dem Platz. Es sind ein paar andere Overlander da, man kommt schnell ins Gespräch und es macht Spaß mal wieder auf gleichgesinnte zu treffen. Das Wetter ist um diese Jahreszeit bombastisch, nur nachts etwas kühl und die Luft ist dünn. Die Höhenkrankheit trifft hier rund 80 Prozent der Touristen.

“Rumgondeln” – die wohl schönste Fortbewegungsart in La Paz

Wir machen eine kleine Stadtführung und lernen die Eigenheiten dieser atemberaubenden Stadt im Altiplano kennen. Das wohl offensichtlichste ist das Gondelnetz. Das weltweit größte zusammenhängende Gondelnetz, über 30 Kilometer zusammenhängender Gondel-Linien, ist hier verbaut und theoretisch kann man den ganzen Tag im Kreis über die Stadt fahren.

Die Fortbewegung mit den Gondeln ist wirklich empfehlenswert. Man sitzt entspannt und schwebt über die turbulente Stadt und hat dabei noch eine fantastische Aussicht. Was will man eigentlich mehr?

La Paz hat eine wirklich interessante Geschichte. Wörtlich übersetzt heißt die Stadt “der Frieden”. Wobei damit nicht der Frieden zwischen der indigenen Bevölkerung und den spanischen Einwanderern gemeint ist, sondern der Wunsch nach Frieden zur Unabhängigkeit Boliviens von der spanischen Kolonialherrschaft.

Generell macht es so viel Spaß, von einem Viertel ins nächste zu “gondeln”. Während wir über den Straßen dahin schweben, erzählt uns Gert, unser Stadtführer, viele lustige und wissenswerte Details über die Stadt, die Menschen und die umliegenden Berge. Zum Beispiel, dass beim Bau eines jeden Hauses eine Zeremonie abgehalten wird, in der ein Lamafötus verbrannt wird. Übt man diesen Brauch nicht aus, kommen die Arbeiter nicht mehr, weil sie Angst haben, dass etwas schlimmes beim Bau passieren könnte.

Märkte und buntes Treiben

La Paz ist eine lebhafte Stadt. Es gibt so einige Märkte, geschäftige Straßen, viele Touristenangebote und auch Schamanenmärkte (manche nennen sie auch “Hexenmärkte”). Letztere sind für die Touristen etwas zum Schmunzeln, für einen großen Teil der Bevölkerung aber unglaublich wichtig, denn der Grundglaube an den Schamanismus sitzt noch tief. Die Schamanen sind für die Bevölkerung Lebensberater, Helfer und Hüter vieler Bräuche.

Auch der wohl größte Markt der Welt ist hier in der Gegend zu finden. In El Alto gibt es jeden Donnerstag und jeden Sonntag einen riesigen Markt, der sich über 25km² erstreckt. Hier findet man alles: von der kleinsten Schraube bis zum ganzen LKW. Von Lebensmittel bis zum Hundewelpen oder Lama. Man muss nur wissen, wo die Stände sind, sonst ist man hoffnungslos verloren in den Straßen von El Alto.

Und man muss gut auf seine Wertgegenstände acht geben, denn die Massen an Menschen und Ständen ziehen auch Massen an Taschendiebe an. Und diese sind nicht nur verdammt flink, sondern auch schnell im Gewühl verschwunden.

Generell haben wir uns angewöhnt, so gut wie es möglich ist, von den eher ärmeren Verkäuferinnen zu kaufen. Oft haben diese nur eine begrenzte Auswahl an Waren (meist Taschentücher, Süßes oder einzelne Früchte), doch wenn immer möglich, haben wir eben bei diesen Damen gekauft, die das Geld am dringendsten gebraucht haben.

Kleine Abenteuer im Altiplano

Schlendert man durch die Straßen im Zentrum von La Paz, bekommt man nicht nur leckeres Essen, guten Kaffee oder Souvenirs, sondern auch einen guten Überblick, welche Tourenangebote es überhaupt gibt.

Der Altiplano hat viel zu bieten. Von La Paz aus ist es ein leichtes, “mal schnell” auf einen 6.000er Berg zu steigen, man kann ja bis auf über 5.000 m mit dem Auto fahren. Zwar ist die Luft dünn und es erfordert letztendlich schon einiges an Kondition, aber in La Paz gibt es einige Anbieter, die hierzu eine geführte Tour anbieten.

Auch geführte Touren zum Wandern gibt es einige. Diese kann man aber im Grunde auch wunderbar selbst organisieren, wenn man wandererfahren ist. Andererseits können Wetter und Höhe schnell auf die Kondition schlagen und in einer organisierten Gruppe ist man sicherer unterwegs.

Mit dem Rad auf der berühmten Todesstraße

Die Yungas-Straße, auch Todesstraße, Deathroad oder Camino de la muerte ist die ehemalige Hauptverkehrsstraße zwischen La Paz und dem nördlich gelegenen Caranavi. Die etwa 80 Kilometer lange, zweispurig geöffnete Straße war bis 2007 die einzige Verbindungsstraße zwischen den beiden Städten. Sie windet sich vom La-Cumbre-Pass im Altiplano auf 4.750 m durch nahezu alle Klimazonen bis in den Regenwalt der Yungas auf rund 1.200 m.

Schon während des Baus erhielt die Straße diesen Namen, denn sie wurde in den 30er Jahren während des Chaco-Krieges hauptsächlich von paraguayischen Kriegsgefangenen gebaut. Viele der Bauarbeiter starben hier. Damit war aber kein Ende der vielen Toten, denn jährlich starben hier auf der engen, weitestgehend ungesicherten Straße jährlich bis zu 300 Menschen in Folge eines Verkehrsunfalls.

2007 wurde dann die neue, deutlich breitere Verbindungsstraße eröffnet. Die Todesstraße wird heute fast nur noch von Ortsansässigen und Touristen besucht. Letztere müssen eine extra Gebühr für die Nutzung bezahlen. Auf der Straße herrscht Linksverkehr, damit man als Fahrer den Abgrund besser im Blick hat.

Ein einmaliges Erlebnis

Für Eric und Christa war es ein lang gehegter Traum, mit den Mountainbikes die Todesstraße runter zu fahren. Und es hat sich gelohnt. Die Organisation mit dem Tourenanbieter Baracuda-Biking war super. Gemeinsam mit den anderen Teilnehmern ging es mit dem Bus hoch zum La-Cumbre-Pass. Dort wurden die Bikes übergeben, man konnte eine Testrunde drehen und dann ging los. Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt waren wir alle dick eingepackt.

Das Schöne an der geführten Tour war, dass nicht nur die Räder supergut gefedert waren, sondern auch, dass ein Support-Bus hinter uns her fuhr. So konnten wir die Kleidungsstücke ausziehen und im Bus ablegen und mussten sie nicht die ganze Fahrt mit uns tragen. Auch die Wasserflasche* und der Proviant rollte in diesem Bus hinter uns her.

Mit jedem Kilometer, den wir fuhren, wurde es um uns wärmer und grüner. Viel Gegenverkehr hatten wir glücklicherweise auch nicht auf der engen Straße. Ab und an musste man aber doch mal einem entgegenkommenden Auto ausweichen.

Auf dem Weg nach unten ging es an steilen Abhängen, Wasserfällen und Kurven mit Hammeraussicht vorbei. Insgesamt 60 KM und 3.600 Höhenmeter schwebten wir auf unseren Bikes bergab bis wir unten in einem kleinen Dorf ankamen. Dort gab es einen Pool zum Abkühlen, denn mittlerweile hatten wir über 30 Grad, und im Anschluss ein leckeres Essen, bevor es mit dem Bus wieder hoch nach La Paz ging.

Ein paar Restarbeiten und wir verlassen La Paz

Fast zwei Wochen hielten wir uns in La Paz auf, besuchten Märkte, trafen die uns bekannte französische Familie, die zufällig auch nach La Paz kam und genossen die Umgebung. Außerdem mussten wir ja noch unsere Bremsen nochmal richtig entlüften und irgendwo am Auspuff hat sich ein Leck aufgetan, das geschweißt werden wollte. Nachdem dies alles passiert ist, ging es für uns weiter, denn wir wollten schließlich noch ein wenig mehr vom Altiplano sehen und auf jeden Fall auch den Titicacasee besuchen.

Wusstest du, dass die Höhe, auf der La Paz liegt, gar nicht so ohne ist? Die meisten Menschen, die mit dem Flieger hier ankommen, leiden erstmal unter der Höhenkrankheit. Wäre die Stadt trotzdem einen Besuch wert für dich oder sind Städte generell nicht so dein Fall? Schreib uns doch in die Kommentare.

2 Gedanken zu „La Paz – eine atemberaubende Stadt“

  1. Pingback: Der Wahnsinn - 3 Tage auf dem Salar de Uyuni - auf-Achse-sein.de

  2. Pingback: Der Titicacasee - Sehnsuchtsort im Altiplano

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert