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Der Titicacasee

Der Titicacasee – Sehnsuchtsort im Altiplano

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Der Titicacasee liegt auf der Grenze zwischen Bolivien und Peru. Er ist der höchstgelegene kommerziell schiffbare See der Welt und für viele ein mystischer Ort. Für uns war klar, wenn wir im Altiplano unterwegs sind, dann ist der Titicacasee ein Muss!

Wissenswertes über den Titicacasee

Der Titicacasee liegt auf rund 3812 m über dem Meeresspiegel. Damit ist er nicht nur der höchstgelegene kommerziell schiffbare See der Welt, sondern auch der größte Süßwassersee in ganz Südamerika. Mit unglaublichen Fläche von 8372 km² ist er etwa halb so groß wie Thüringen und mehr als 15 mal so groß wie der Bodensee. Steht man an seinem Ufer, erstreckt sich der tiefblaue See bis weit hinter den Horizont.

Durch seine Lage und seine Größe macht es ihn zur Heimat vieler Tier- und Pflanzenarten. Darunter sogar welche, die es einzig und allein hier gibt – wie den Titicaca-Riesenfrosch. Dieser macht seinem Namen alle Ehre, denn er kann bis zu 30 cm groß werden und bis zu 1 kg schwer. Ein echter Brocken also.

Außerdem ist der Titicacasee ein wichtiges Trinkwasserreservoir für die umliegenden Gemeinden und die Landwirtschaft, gerade in der Trockenzeit. Eine große kulturelle Bedeutung hat der Titicacasee ebenfalls, denn hier liegt angeblich die Geburtsstätte der Inka. Von den Inka, aber auch von einigen anderen Kulturen findet man hier in der Umgebung viele archäologisch wichtige Ausgrabungsstätten und Ruinen.

Auch die berühmten Uros-Inseln, die aus Schilf gebauten schwimmenden Inseln, befinden sich hier auf dem See.

Leider schrumpft der Titicacasee seit Jahren und an einigen Stellen ist das Ufer um Kilometer zurückgewichen. Hier oben im Altiplano macht sich der Klimawandel (gleich ob von Menschen gemacht oder natürlich) ganz offensichtlich bemerkbar.

Auf dem Weg zum Titicacasee erst noch einmal klettern

Nachdem wir La Paz verlassen haben, halten wir auf den Titicacasee zu. Doch kurz bevor wir dort ankommen, gibt es für uns noch einen ganz besonderen Zwischenstopp: das kleine Dorf Peñas. Denn dort befindet sich eins der schönsten Klettergebiete Boliviens.

Peñas – du kleines Juwel

Zwischen La Paz und dem Titicacasee schmiegt sich ganz unscheinbar das kleine Dörfchen Peñas an ein paar felsige Berghänge. Was aber so unscheinbar wirkt ist für unsere Kletterherzen eine willkommene Abwechslung. Hier, auf fast 4.000 Metern über dem Meeresspiegel erhebt sich ein tolles Klettergebiet mit ausgezeichneter Absicherung, Routen in fast allen Schwierigkeitsgraden und mit einem fantastischen Ausblick auf die umliegenden 5.000er und 6.000er Berge.

Im Dörfchen selbst angekommen heißt man uns so herzlich willkommen, dass wir uns sofort pudelwohl fühlen. Wir sollen uns doch auf den Dorfplatz zwischen die kulturelle Stätte und die Kirche stellen. Natürlich können wir hier auch gleich einen Kletterführer bekommen. Und wenn wir sonst etwas bräuchten, die Leute sind für alle unsere Fragen da.

Klettern, essen, relaxen

Das Klettergebiet macht echt Laune. Ins Leben gerufen wurde das Gebiet und die touristische Umsetzung mit Hostel, Café & Co. von einem italienischen Priester, der selbst auch klettert. Ihn lernen wir später bei einer kostenlosen Führung durch die Kirche, die eigene Käserei und Schneiderei kennen. Natürlich bekommen wir als Gäste auch im Pfarrhaus einen echten italienischen Kaffee von ihm gekocht, während er uns von seiner Missionarsarbeit in Peru und Bolivien erzählt.

Die nächsten Tage verbringen wir hier mit klettern und relaxen. Bei der dünnen Luft geht einem ja doch schneller mal die Puste aus und so sind die Klettertage ausgedehnt und mit einigen Pausen versehen. Am Abend kehren wir in dem netten Café ein, vor dem wir parken. Zwar hat dies offiziell nur am Wochenende auf, aber für uns macht man eine Ausnahme und wir werden jeden Tag so lecker bekocht, dass wir unser Glück kaum fassen können.

Auf zur Copacabana

Nachdem wir ein paar wirklich traumhafte Klettertage in Peñas verbracht haben, geht es weiter auf die Copacabana-Halbinsel. Wir fahren lange Strecken direkt am Ufer des Titicacasees vorbei und machen hier auch unsere Mittagspause. Wir sind sofort beeindruckt von der kräftigen blauen Farbe des Wassers und wäre es nicht so kühl, würde man glatt Lust bekommen, hineinzuspringen.

Copacabana ist ein beliebtes Ausflugsziel und von hier aus kann man sehr gut Bootstouren zur berühmten Isla del Sol oder zur Isla de la Luna buchen. Da wir einige Tage bleiben wollen, suchen wir ein Camping, das direkt neben dem Strand liegt. So können wir sogar vom Küchenfenster über die kleine Mauer hinweg auf den Titicacasee blicken – gibt es etwas cooleres?

Die Stadt selbst ist überschaubar, hat eine touristische Uferpromenade sowie eine “Touristraße”. Der Rest ist typisch bolivianisch mit vielen Marktständen auf den Bürgersteigen und einfachen Läden. Irgendwie begleitet uns schon eine lange Zeit das Gefühl, dass nichts los ist von dem, was die Leute hier an Touristen erwarten. Unzählige Boote liegen vor der Stadt vor Anker, Tretboote, Spaßboote etc. stehen bereit. Unzählige Sitzbänke, Cafés, Restaurants – nur die Besucher fehlen…

Treffpunkt Camping

Campingplätze gibt es in Bolivien nur wenige. Und diese sind oft sehr rudimentär. Aber aufgrund der wenigen Plätze sind das die Orte, an denen man auf andere Overlander trifft.

Mittlerweile hat sich eine ganze Gruppe deutschsprachiger Reisender auf dem Camping eingefunden. Stefan und Anni haben wir bereits in La Paz schon getroffen, Ulf und Berna (ein total sympathisches Kletterpaar und Teil des The Crag-Teams) rollen ebenfalls mit einem LKW durch die Welt. Gemeinsam mit den vieren und den beiden Hunden wollen wir die Isla del Sol besuchen.

Bootsfahrt auf die Isla del Sol

Bei einem Stadtspaziergang an der Uferpromenade vorbei und über die Hauptstraße hinweg kann man viele Anbieter für Bootstouren finden. Die Kunst ist hier, den “richtigen” zu finden. In unserem Fall wollen wir ein Privatboot buchen. Dann sind die Fahrzeiten variabel und bei neun Leuten ist der Preis, wie wir herausfinden, nicht höher als bei einem “normalen” Boot.

Morgens um 9 geht es los und wir steigen alle ins Boot. Die Dame, die uns die Tickets verkauft hat, hatte versprochen, ihr Boot sei komfortabel und schneller als die meisten anderen. Und tatsächlich wir überholen ein paar andere Boote und sind nach einer Stunde auf der Isla del Sol.

Bootsfahrt auf die Isla del Sol

Die Sonneninsel: Geburtsstätte der Inka

Die Isla del Sol ist für viele ein heiliger Ort und wird oft als die Geburtsstätte der Inka angesehen. In der Legende der Inka sollen die ersten Inka-Herrscher hier geboren worden sein und als Kinder der Sonne verehrt worden sein. Sie gelten als die Gründer des Inka Reichs. Einige archäologische Überreste auf der Insel weisen auf die Präsenz der Inka hin, was den Glauben an diese Legende wohl befestigt hat.

Außerdem gibt es noch ein paar kleine Dörfchen auf der Insel. Aber keinerlei Autos oder Traktoren. Hier wird alles von Hand oder von Eseln transportiert. Die Terrassenwirtschaft, die in ihren Ursprüngen noch von den Inka stammen, wird hier fortgeführt und das nötigste für die hier lebende Bevölkerung angebaut. Dank der vielen Touristen gibt es auch einige Restaurants, Hostels etc. So kann auch hier die Bevölkerung vom Tourismus profitieren und die Touristen können sich Zeit auf der Insel lassen.

Wir wandern gemütlich von Norden nach Süden einmal quer über den Kamm der Insel. Die Ausblicke auf den Titicacasee und die umliegenden Berge der Cordilera Real sind fantastisch und die Wege gut begehbar. Trotzdem brauchen wir mit Besichtigung der Ruinen ungefähr 5 Stunden.

Intermezzo in Peru

Wir bleiben noch ein paar Tage in Copacabana, genießen das Essen in einem wirklich guten Restaurant und den Ausblick auf den Titicacasee. Doch dann zieht es uns weiter. Ulf hat uns heiß gemacht und wir haben jetzt entschieden, das Starlink in Peru zu bestellen. Von hier ist es ein Katzensprung nach Peru und einen wirklich netten Platz zum Warten auf unser Paket haben wir auch auserkoren.

Die Grenze ist eng, chaotisch und voller Leute. Aber auch das lässt sich meistern, da werden ein paar Schirme weggetragen und ein Polizist hilft uns, den Verkehr aufzuhalten, damit wir durch die Engstelle kommen. Auch der Papierkram ist mit den Grenzbeamten hier echt nett zu erledigen und wir geben gleich mal ein bisschen Deutschunterricht.

Dann fahren wir bis hinter die Stadt Puno, wo wir auf einer Farm unterkommen. Der Besitzer war so nett, uns die Adresse seiner Mutter zu leihen, damit unser Paket auch sicher ankommt. Hier warten wir jetzt.

Umgeben von Pferden, Inkas und dem Feuer

Die nächsten Tage stehen wir in Peru und warten auf unser Paket. Aber wir warten nicht allein, denn eine polnische Familie, die wir ebenfalls kurz vor Abfahrt in Copacabana getroffen haben, kommt hier an. Umgeben von Pferden spielen die Jungs auf der wirklich weitläufigen Farm auf deren “Hausberg” oben eine alte Inkastätte liegt.

Kaum haben wir uns eingelebt und wirkliche Begeisterung für die Umgebung entwickelt, sehen wir aber auch das Problem. Die Trockenheit zu dieser Jahreszeit birgt Risiken – zum Beispiel das Feuer. Am Horizont das erste Feuer. Weit weg. Aber kurz darauf ein zweites. Viel näher. Müssen wir uns jetzt Gedanken machen?

Oft ist es so, dass die Feuer absichtlich gelegt und kontrolliert werden. Brennt man immer kleine Stücke nieder, ist die Gefahr für einen Großbrand viel geringer. Ein wenig unheimlich ist es für uns aber schon, am Abend noch den Himmel erleuchtet zu sehen.

Die schwimmenden Inseln von Uros

Für uns war ebenfalls klar: wenn wir den Titicacasee besuchen, besuchen wir auch die Uros-Inseln. Die Uros sind ein indigenes Volk, das seit Jahrhunderten auf selbstgebauten schwimmenden Inseln lebt. Die Inseln werden aus Schilfrohr gebaut und verankert, damit sie nicht abtreiben. Dort befindet sich alles, was die Uros brauchen: Schulen, Gemeinschaftshäuser etc. Die meisten Familien haben ihre “eigene” Insel. Auch die traditionellen Boote sind aus dem Titicaca-Schilf gebaut.

Die Uros haben ihre eigene Kultur, Sprache und Traditionen weitestgehend bewahrt. Die Gemeinschaften lebten früher hauptsächlich vom Fischfang, der Jagd und dem Handwerk. Heute leben die meisten Familien jedoch vom Tourismus und vom Verkauf ihrer Handwerkskunst.

Bei unserem Besuch auf den Inseln erfahren wir, dass die Pandemie hier große Folgen hatte. Ohne den Tourismus waren die Uros plötzlich ohne Einkommen und auch heute ist trotz Hauptsaison einfach nichts los hier.

Auf einer der Inseln bekommen wir gezeigt, wie die schwimmenden Plattformen hergestellt werden und auch wie die traditionellen Häuser aussehen. Man gewährt uns einen Einblick in ein Leben, das so völlig anders ist, als wir es kennen.

Tiwanaku – waren doch die Aliens am Werk?

Unser Starlink kam sicher und fast sogar pünktlich, nur mit ein paar Tagen Verspätung, in Puno an. Wir verabschiedeten uns wieder von der tollen Farm außerhalb der Stadt und fahren zurück nach Bolivien. Ein ganz besonderes Ziel erwartet uns nämlich noch ein kleines Stück vom Titicacasee entfernt: die Ausgrabungsstätte Tiwanaku.

Der Grenzübergang zwischen Desaguadero und Guaqui war ein wenig verwirrend, denn er befindet sich nicht direkt an der Grenze. Man hat in Desaguadero einen riesigen Grenzkomplex gebaut, der für beide Länder als neuer Grenzposten gilt. Wenn man weiß, wo man hin muss, ist es auch ganz einfach und es gibt viel Platz zum Parken (mal was ganz neues für uns). Das Grenzprozedere dort ist super und die beiden Länder arbeiten Hand in Hand. Nur an der Straßensituation der eigentlichen Grenzstraße müsste man ein wenig arbeiten.

Unscheinbare Stadt mit großer archäologischer Bedeutung

Wir fahren wieder lange an den Ufern des Titicacasees vorbei bis Tiwanaku. Die kleine bolivianische Stadt wirkt verschlafen und trotz der berühmten Ausgrabungsstätte, die so viele Fragen aufwirft, muss man schon genau hinsehen, um nicht zufällig dran vorbei zu fahren.

Die Ausgrabungen, die wir bei einer geführten Tour besichtigen werfen unglaublich viele Fragen auf. Die Tiwanaku-Kultur wird an diesem Ort auf einen Zeitraum von 1500 v. Chr. bis etwa 1200 n. Chr. datiert. In dieser Zeit haben die Bewohner unglaubliches geleistet und bis heute ist vieles noch völlig unklar, wie sie das geleistet haben.

Fragen über Fragen und noch keine Antwort in Sicht

So sind die akkurate Steinblöcke, Mauern und Wände erstellt worden, die in perfekten Winkeln und absolut gerade geschnitten sind. Die Steine sind aber so hart, dass es eigentlich bis ins 18. Jahrhundert mit den bestehenden Werkzeugen unmöglich war, so viele dieser Steine und Reliefs herzustellen, diese mit so exakten rechten Winkeln, Löchern und glatten Flächen zu versehen. Manche Steine sehen sogar aus, als wären sie in einer Form gegossen worden. Unmöglich scheinen beide Gedanken: die Steine ohne jegliche Meißelspuren so perfekt mit den damals zur Verfügung stehenden Mitteln herzustellen oder damals schon flüssiges Gestein hergestellt zu haben, um die Formen zu gießen und danach zu polieren.

Auch haben die Tiwanaku Monolithen hierher geschafft, die über 18 Tonnen wiegen und mehrere Kilometer vom Steinbruch hierher transportiert wurden. Von der religiösen Pyramidenstätte und dem Sonnentor ganz zu schweigen, die voller herausragender Steinmetzarbeiten stecken.

Asiaten? Nordeuropäer? Wie kommen die hierher?

Im Museum finden wir neben Küchenutensilien, Kupfer- und Gold-Handwerksarbeiten auch verschiedene Figuren. Wunderschöne, exakte und perfekt gemachte Steinfiguren asiatischer und nordeuropäischer Menschen. Aber damals wurde noch nicht Kontinentübergreifend gehandelt. Schifffahrten über den Pazifik waren doch noch gar nicht möglich. Wie konnten aber die Tiwanaku diese Figuren ohne Vorlage so detailgetreu machen?

Wegen der vielen offenen Fragen und wegen der merkwürdigen Abbildungen von Steingesichtern mit “unmenschlichen” Formen, anderer Farbe als die anderen Gesichter werden immer wieder Stimmen laut, die Aliens in den Raum werfen. So erklären sich zumindest einige die unmöglichen Arbeitsleistungen und Kenntnisse der Tiwanaku.

Weiter geht’s in Richtung Uyuni

Wir verlassen Tiwanaku wieder und verabschieden uns auch vom Titicacasee, der in der Vergangenheit bis Tiwanaku herangereicht hat, heute aber erst 25 Kilometer weit entfernt zu finden ist. Unsere Reise geht nun zum größten Salzsee der Welt und wir sind schon ganz gespannt auf dieses Highlight.

Umgeben von Ruinen
Wir haben die Nacht direkt in Tiwanaku verbracht.

Was denkst du über die Ruinen von Tiwanaku? Wie könnte man diese unglaublichen Leistungen erklären? Waren es deiner Meinung nach Aliens oder ist hier Wissen verloren gegangen, dass die Welt zu einer ganz anderen Entwicklung geführt haben könnte? Schreib uns doch in die Kommentare, was du denkst.

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