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Wir auf dem Salar de Uyuni

Der Wahnsinn – 3 Tage auf dem Salar de Uyuni

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Nachdem wir den Titicacasee verlassen haben, geht es nun für uns weiter über die staubigen Straßen in Richtung Salar de Uyuni – ein weiteres unglaubliches Highlight auf unserer Bolivien-Liste.

Verschnaufpause auf dem Weg zur Salzwüste

In den letzten Tagen haben wir aber so viel gesehen und erlebt, dass wir das erstmal verdauen müssen. Die Stadt La Paz, der zauberhafte Titicacasee, die schwimmenden Inseln von Uros und vor allem die Ausgrabungsstätte Tiwanaku beschäftigen unsere Köpfe. Außerdem steht ein Arbeits- und Schultag bevor, für den wir ein ruhiges Plätzchen brauchen. Für uns ist also klar: wir brauchen erstmal eine Pause im Nirgendwo, bevor es dann zum Salar de Uyuni geht.

Und siehe da, auf iOverlander werden wir fündig. Es soll einen heißen Fluss in der Nähe geben, den wir ansteuern wollen. Hinter einigen Schildern, die darauf hinweisen, dass das Wäsche waschen im Fluss verboten sei, finden wir noch ein unscheinbares Schwimmbad mit Thermalwasser. Die Piste ist einige Meter hinter dem Schwimmbad mit einer Leine abgesperrt. Auf Nachfragen im Schwimmbad heißt es, wir dürfen gerne durchfahren, aber das Wäschewaschen im Fluss sei verboten. Offenbar war das in der Vergangenheit hier ein großes Problem.

Über eine wirklich enge Piste geht es weiter in die Wildnis bis zu einer schönen Stelle am Fluss, weit außerhalb des Trubels vor dem Schwimmbad. Hier haben wir Ruhe und können uns ganz auf uns konzentrieren.

Das Wasser im Fluss ist richtig schön warm und bis auf zwei Menschen, die vorbeikommen ist es wirklich ruhig. Wir genießen das, bevor es dann weiter zum Salar de Uyuni gehen soll. Die Herausforderung hier ist es, die schmale Piste, bei der bei der Anfahrt ein Stück weggebrochen ist, wieder herauszukommen.

Langweilige Hochebene?

Sowohl unser Platz am heißen Fluss, als auch der Rest des Weges zum Salar de Uyuni liegt im Altiplano und wir dümpeln immer noch zwischen rund 4.000 Metern und 3.500 Metern über dem Meeresspiegel herum. Viele bezeichnen die Landschaft als langweilig. Uns gefällt aber auch das irgendwie – die vielen großen und kleinen Salzseen, die Lama- und Guanakoherden, tolle Steinformationen, die sich mit Sanddünen abwechseln. Ganz so langweilig ist es hier also gar nicht.

Wissenswertes über den Salar de Uyuni

  1. Wo liegt der Salar de Uyuni? Die Salzwüste Salar de Uyuni liegt im Südwesten Boliviens auf einer Höhe von etwa 3.656 Metern über dem Meeresspiegel.
  2. Er ist die größte Salzwüste der Welt und erstreckt sich über eine Fläche von etwa 10.582 km² in Bolivien.
  3. Der Salar de Uyuni entstand vor Millionen von Jahren durch die Verdunstung von prähistorischen Seen.
  4. Die Salzkruste ist an einigen Stellen bis zu 30 Meter dick – am Rand und an manchen Stellen jedoch sehr dünn. Vor allem in der Regenzeit. Ein offenes Auge beim Fahren ist wichtig, denn es gibt auch sogenannte “Ojos” (Augen), wo das Salz fehlt und nicht selten stecken Fahrer hier fest und kommen ohne Hilfe nicht wieder raus.
  5. Unter der Salzkruste liegen stellenweise bis zu 120 Meter flüssige Salzlake. Der Durchschnitt liegt allerdings nur bei einer Tiefe von 2-10 Metern.
  6. Während der Regenzeit verwandelt sich der Salar de Uyuni in einen riesigen Spiegel, da das Wasser auf der Oberfläche über der Salzkruste steht und den Himmel reflektiert.
  7. Der Salzsee enthält schätzungsweise 10 Milliarden Tonnen Salz, wovon heute etwa 25.000 Tonnen pro Jahr abgebaut werden.
  8. Der Salar de Uyuni beherbergt in der unter der Salzkruste gelegenen Salzlake eines der größten Lithiumvorkommen der Welt. Diese wird in oberirdische Salinen (flache Becken) gepumpt und das Lithium wird im Verdunstungsverfahren konzentriert und in Raffinerien weiterverarbeitet. Die bolivianische Regierung hat Pläne, die Lithiumproduktion im Salar Uyuni weiter zu erhöhen. Gleichzeitig bemüht sie sich jedoch auch um eine nachhaltige und umweltfreundliche Lithiumgewinnung, um die negativen Auswirkungen (bspw. Senkung des Grundwasserspiegels aufgrund des erhöhten Süßwasserbedarfs bei der Produktion) auf die Umwelt zu minimieren.
  9. Der Salzsee und seine unmittelbare Umgebung sind nicht besonders Lebensfreundlich. Dennoch ist er Heimat einiger Tiere, darunter verschiedene Vogelarten wie Flamingos, Andenkondore und Punaibisse.
  10. Die Temperaturen im Salar de Uyuni können extrem sein, mit heißen Tagen und sehr kalten Nächten. Das liegt zum Einen an der Höhe und zum Anderen an der fehlenden Vegetation.
So weite Ausblicke ins Nichts im Salar de Uyuni
Entfernungen verschwimmen in der wahnsinnig großen Wüste bestehend aus reinstem weißen Salz.

Der Salzsee – eine wahnsinnige Erfahrung für uns

Nach ein paar Stunden Fahrt und einer Tankpause in der Stadt rollen wir gegen Abend auf den Salar de Uyuni. Den größten Salzsee der Erde. Und es ist einfach nur der Wahnsinn.

Anfänglich fühlt es sich komisch an und insgeheim hofft man, dass die Salzkruste unseren Ben auch wirklich trägt. Klar, wir wissen, dass wir nicht die ersten sind, die das ausprobieren und trotzdem liegt ein wenig Anspannung im Raum, als wir den “festen Boden” verlassen und das Salz befahren.

Die untergehende Sonne taucht die ohnehin schon abgefahrene Landschaft auf dem Salar de Uyuni in ein total unwirkliches Licht. Wir fahren eine Weile bis die Tagestouristen am Rand des Salars außer Sicht sind, parken irgendwo und stürmen aus dem Wohnmobil. Knirschend sind unsere Schritte auf dem Salz, das wie Eis wirkt. Die Kinder spielen Hüpfkästchen auf den Wabenstrukturen und auch die Erwachsenen laufen hin und her, unschlüssig, wohin mit den überwältigenden Gefühlen.

Nächte unwirklich und sternenklar, Tage wie aus dem Bilderbuch

Nachdem die Sonne verschwunden ist, wird es auf dem Salar de Uyuni recht schnell dunkel. In diesem Fall ist das aber nicht schlimm. Am späten Abend zieht es uns nochmal raus. Und wieder sind wir völlig von den Socken – eine vergleichbar klare und stille Sternennacht hatten wir bisher nur in der Puna gehabt. Hier kommt aber auch die außerirdische Landschaft dazu. Kein Wind, kein Geräusch. Selbst unsere Gespräche werden von der Stille verschluckt. Wir sind sprachlos.

Sternenhimmel
Der Sternenhimmel hier ist wunderschön.

Unsere neue GoPro 11* bekommt hier ihre Feuerprobe. Wir lassen ein Sternenvideo aufnehmen und legen uns derweil ins Bettchen.

Der nächste Tag startet ebenso unwirklich, wie der letzte geendet hatte. Mit dem Unterschied, dass es zum Frühstück zur Traumkulisse auch noch frisches Brot aus dem Omnia* gibt.

Wir verbringen insgesamt 3 Tage auf dem Salzsee. Der Salar de Uyuni ist ja immerhin bekannt für die fantastischen Fotos, die man hier machen kann. Das Spiel mit der Perspektive und den Größenverhältnissen müssen wir natürlich ebenfalls mitspielen.

Schnell merken wir aber auch – die gleißende Sonne und das viele Weiß tut den Augen trotz Sonnenbrille nicht gut. Über die Mittagsstunden müssen wir uns einige Stunden in unser Wohnmobil zurückziehen und unsere Augen hinter verschlossenen Fenstern entspannen. Ohne Sonnenschutz für die Augen kann man hier übrigens auch schnell Schneeblind werden.

Besuch in der Stadt Uyuni

Nachdem wir uns an dem fantastischen Salar de Uyuni sattgesehen haben, begeben wir uns zurück in die Stadt Uyuni. Die Stadt ist beschaulich und schlicht, hat aber sehr breite Straßen, was uns sehr willkommen ist. Wir können sogar problemlos am Straßenrand parken, ohne dass wir gleich den ganzen Verkehr blockieren.

Hier findet man übrigens auch Autowäscherein, die dir das Salz wieder vom Fahrzeug waschen. Das ist auch wirklich wichtig, damit dir die Karre nicht unter dem Hintern wegrostet.

Wir versorgen uns mit Lebensmitteln und begeben uns wieder aus der Stadt heraus. Hier wartet nämlich noch ein weiteres Highlight auf uns: der wahrscheinlich größte Eisenbahnfriedhof der Welt.

Ein echter Lost Place, der Eisenbahnfriedhof bei Uyuni

Außerhalb der Stadt Uyuni liegt ein riesiger Eisenbahnfriedhof mit alten Dampflokomotiven und Waggons aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Einst waren sie für den Transport von Mineralien und Silber aus den nahegelegenen Minen verwendet.

Die Eisenbahnindustrie in der Region Uyuni erlebte in den 1940er Jahren ihren Niedergang, als die Minen geschlossen wurden und der Transport von Mineralien auf Straßen verlegt wurde. Die stillgelegten Eisenbahnen und Waggons wurden auf dem Friedhof abgestellt und blieben dort seitdem ungenutzt.

Heute rosten sie hier in diesem “Freiluftmuseum” ihrem Ende entgegen und bilden eine skurrile Kulisse für Besucher und Touristen.

Wir beschließen die Nacht neben den alten Waggons und Zügen des Eisenbahnfriedhofs zu verbringen, bevor wir nach einem ausgiebigen Rundgang über das Gelände am nächsten Tag in Richtung bolivianisch-argentinische Grenze aufbrechen. Übrigens gibt es hier in Uyuni auch einen tollen Künstler, der aus Altmetall tolle Kunstwerke entwirft.

Unvergessliche Momente und nachträgliche Gedanken

Von nun an soll es weiter in Richtung Süden gehen, denn wir wollen die Wale an der argentinischen Küste sehen. Der Salar de Uyuni wird uns aber immer als etwas ganz besonderes in Erinnerung bleiben und wir hoffen, dass der Lithium-Abbau dort die Zerstörung dieses besonderen Gebietes in naher Zukunft nicht allzu sehr beeinflusst oder zerstört.

Immerhin wird viel Grundwasser hierfür benötigt und dies in der ohnehin trockenen wüstenhaften Region künstlich im Zeichen des Fortschritts verknappt und verschmutzt. Chemikalien werden eingesetzt, die Salzlake unter der Kruste im großen Stil abgepumpt etc.

Das Thema ist ein ganz besonderes und heikles Thema, denn der Abbau von Lithium bleibt schon jetzt im Altiplano im allgemeinen nicht ohne Folgen für Mensch und Natur. Wir alle setzen auf die Energiewende, Solar, große Batteriekapazitäten – aber zu welchem Preis? Die lokale Bevölkerung im Norden Argentiniens leidet bereits stark unter den Folgen des Lithiumabbaus. Auf dem Weg nach Süden kurz hinter der argentinischen Grenze gibt es mehrere Straßenblockaden, die wir passieren. Friedlich aber mit klarem Statement: stoppt den Lithiumabbau in dieser Region.

Was denkst du darüber? Wie wichtig ist die Förderung von Lithium und wie verträglich kann das mit der Trinkwasserverknappung einer Wüstenregion sein? Schreib uns doch in die Kommentare.

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