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Die Atacama

Herausforderung Atacama – die trockenste Wüste der Welt

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Wir haben mit unserem Wohnmobil die Atacama bereist. Von einsamen Stränden bis zu sprudelnden Geysieren haben wir unglaublich viel gesehen und erlebt. Komm also mit uns durch die trockenste Wüste der Welt und schau, was sie zu bieten hat.

Auf zur Atacama in Chile – wir verlassen Patagonien

Unsere Reise durch Patagonien hat uns tief beeindruckt. Die Farben von kristallklaren Seen und Flüssen, der Schnee auf den Granitgipfeln der Berge und das satte grün des Sommers gesprenkelt mit farbenfroh blühenden Lupinen war fantastisch.

Nachdem wir den Vulkan Villarica verlassen haben, ging es für uns nach Nordwesten zur Pazifikküste. Während wir noch einige Vulkankegel am Horizont erblickten, wurden die Landschaft um uns herum langsam trockener und die kristallklaren Flüsse verschwanden. Wir haben Patagonien damit nun offiziell verlassen und nehmen Kurs auf die Atacama.

Wieder angekommen am Pazifik

Auf dem Weg zur Pazifikküste bei Cobquecura entdecken wir unzählige Erdbeerstände am Straßenrand der zweispurigen Autobahn. Sowas gibt es halt nur hier, dass man eine super Autobahn hat und dort mal eben am Straßenrand Halt macht, um Erdbeeren zu kaufen.

Am Strand angekommen gibt es erstmal Erdbeeren mit Milch und einen Erdbeerkuchen haben wir auch gleich gemacht. Verdammt, es waren die besten Erdbeeren, die man sich vorstellen kann. Vielleicht lag das aber auch nur daran, dass wir so lange keine mehr gegessen hatten.

Sonne, Sand und Seelöwen

Wir stehen direkt am Strand und hüpfen aus dem Mobil. Die beiden langen Fahrtage haben es in sich gehabt und es wird Zeit, sich mal so richtig auszutoben. Außerdem gibt es hier auch was zu sehen, denn ganz nah vor der Küste liegt ein riesiger Felsen, auf dem eine ebenso riesige Seelöwenkolonie wohnt. Man kann die wunderbaren Mähnenrobben sehen, hören… und riechen.

Der Felsen gleicht einer ganzen Seewöwenstadt und auch im Wasser tummeln sich die Kerle. Wir beobachten sie, genießen das Meer aber wir beschließen auch, ein Stück weiter zu fahren, denn die Seelöwen riechen so aufdringlich, dass wir hier nicht unser Nachtlager aufschlagen wollen.

Weiterfahrt mit Zwischenfall

Wir fahren weiter in Richtung Norden und füllen an einer Tankstelle unseren Wassertank. Wie immer riechen wir am Wasser und probieren, bevor wir unsere Filter anschließen und den Tank befüllen.

Am Abend stehen wir auf einem idyllischen Parkplatz an einem kleinen Fluss. Die Brandung hier an der Küste war uns zu laut, sodass wir einen ruhigeren Schlafplatz vorziehen. Beim Duschen fällt dann auf – unser Wasser stinkt nach Diesel. Wie kann das denn sein?

Fakt ist aber, dass wir wohl mit Diesel kontaminiertes Grundwasser getankt haben. So ein Käse aber auch. An der Tankstelle konnten wir das offenbar nicht riechen, weil eine Tankstelle immer ein bisschen nach Diesel riecht. Ein Film lag auch nicht auf dem Wasser, der eine Verschmutzung angezeigt hätte. Und geschmeckt hatten wir es an der Tankstelle irgendwie auch nicht. Aber es nützt ja alles nichts, das Wasser muss raus und neues rein. Das tun wir noch auf dem Parkplatz und füllen mit im Supermarkt gekauftem Wasser wieder auf.

Arbeitseinsatz und Entspannung auf der Orangenfinca

Auf der Holperpiste ins Landesinnere, wo wir die nächsten Tage verbringen wollen, werden wir gut durchgeschüttelt und so unser Tank auch ein wenig vorgespült. Auf der Finca fahren wir einen superschmalen Weg zwischen unzähligen Orangenbäumen zu dem Stellplatz am Pool. Hinterher riecht es sehr lecker nach Orangensaft, denn einige Früchte sind dabei abgefallen und unter die Räder gekommen. Der Besitzer sieht es mit Humor.

Auch als unsere Freunde von Herr Rossi und wir eintreffen, müssen nochmal einige Früchte leiden. Gemeinsam mit der Familie und mit und Zizzis on Tour, die wir beide bereits in Patagonien einige Male getroffen haben, verbringen wir die Tage. Der Pool und die warmen Temperaturen und die gemütliche Umgebung lassen Urlaubsstimmung aufkommen. Aber es ist auch einiges zu tun.

Und so verbringen wir die Zeit damit, Unterricht für Tim zu geben, zu arbeiten, das Wohnmobil sauber zu machen und vor allem unseren Tank mehrmals zu reinigen, damit der unliebsame Dieselgeruch und -geschmack weggeht.

Wusstest du, dass so eine minimale Belastung, die nicht einmal einen Film auf dem Wasser erzeugt, schon so hartnäckig sein kann? Unsere Filter sind jedenfalls hinüber. Glücklicherweise haben wir genügend Ersatz dabei. Mit einigen Reinigungsvorgängen haben wir es dann aber geschafft und unser Tank ist quasi wieder wie neu.

Zurück an die Küste – Sandkastenspielerei

Nachdem unser Wassertank wieder sauber ist und unsere Arbeiten erledigt, geht es zurück an die Küste. Es wird warm und wir suchen uns bevorzugt Stellplätze am Strand aus. Hier ist die Luft angenehmer, weil ein kühler Wind vom Meer weht.

Voller Begeisterung fahren wir, wie so oft, auf den Strand. Aber nicht immer lässt sich im Voraus sagen, ob nicht doch eine weiche Stelle dabei ist. Treffsicher finden wir diese und buddeln uns ein. Muss ja auch ab und zu mal passieren, denn wozu hätten wir sonst die Sandbleche dabei?

Wer sich verschätzt, muss die Sache ausbaden – oder ausbuddeln

Normalerweise fährt man nicht in der Mittagshitze in den Sand. Und natürlich sollte man die Strecke richtig einschätzen, um auch den Luftdruck in den Reifen korrekt einzustellen. Alles Theorie und meistens klappt es auch in der Praxis. Manchmal muss dann aber der Spaten eingesetzt werden und so packen wir Sandbleche und Spaten aus und machen uns an die Arbeit. Im Nu ist Ben auch wieder frei und wir genießen einen wundervollen Nachmittag am Strand und Tim und Claudia trauen sich sogar ins kalte Wasser.

Sandstrandhopping in der Atacama

Von hier aus fahren wir ein großes Stück an der Küstenlinie entlang. Es ist Sommer und Ferienzeit in Chile. Viele Chilenen, die im Landesinneren in der Atacama wohnen, kommen ebenfalls hierher, um ihre freien Tage zu verbringen. Wir finden teilweise ganze Zeltburgen, die hier aufgestellt sind. Aber wer kann es verdenken? Im Landesinneren ist es heiß, öde und trocken. Die Küstenlinie Chiles ist so unglaublich lang, dass sich eigentlich immer ein ruhiges Plätzchen findet, wenn man das möchte. Mal stehen wir also gemeinsam mit den Chilenen am Strand, ein anderes Mal ganz alleine.

Wir genießen die vielen Sandstrände und den kühlen Wind vom Meer ausgiebig. Häufig stehen wir hier im superfeinen hellen Sand. So schön das Gefühl von nackten Füßen im Sand aber auch ist, bald haben wir Sand überall. Sand in den Schuhen, Sand im Wohnmobil, Sand in der Außenküche. Und auch die salzige feuchte Luft hinterlässt bald spuren und an unseren Fliegengittern bilden sich feine Salzablagerungen.

Die Küstenwüste Atacama

Man nennt die Atacama Wüste auch Küstenwüste. Sie zieht sich in einem langen Streifen von Nord nach Süd und reicht von den Höhenlagen der Anden bis an die Pazifikküste heran. Normalerweise denkt man, an einer Küste bildet sich vom Meer Feuchtigkeit, die mit dem Wind ins Landesinnere getragen wird und dort abregnet. Dass die Atacama aber eine der trockensten Regionen der Welt ist, obwohl sie direkt an der Küste liegt, hat mehrere Gründe:

Küstenwüste Atacama
Die Atacama reicht von den hohen Gipfeln der Anden bis an den Pazifik heran.

Kalter Nebel vom Humboldtstrom

Der Humboldtstrom kommt, wie wir von unserer Antarktisexpedition wissen, direkt aus dem Südpolarmeer. Er fließt entlang der Westküste Südamerikas und transportiert kaltes und sehr nährstoffreiches Wasser aus der Antarktis. Diese kalten Meeresströmungen kühlen die Luft über der Atacama ab, was dazu führt, dass sie weniger Feuchtigkeit aufnehmen kann. Deshalb ist es direkt an der Küste auch sehr häufig bis in die Mittagszeit und darüber hinaus sehr neblig.

Es wird trocken und neblig
An der Küste der Atacama ist es häufig neblig.

Die Gebirgskette der Anden

Die Atacama liegt am Pazifischen Ozean. Die Anden steigen hier direkt von der Küste steil an. Diese Küstenkordillere blockiert damit die feuchten Luftströmungen vom Ozean und verhindert so, dass die Feuchtigkeit aufgenommen und ins Landesinnere getragen wird.

Die Passatwinde vom Atlantik

Die dominierenden Passatwinde blasen vom Südatlantik herüber und verlieren ihre Feuchtigkeit beim Aufsteigen über die hohen Gipfel der Anden. Sie regnen sich also noch an der Westseite, hauptsächlich in Argentinien ab.

Alles in allem hat also die Atacama durch ihre Lage wenig Chancen, Wasser abzubekommen. Ausgrabungen und viele Ruinenfunde lassen vermuten, dass dies mal anders ausgesehen hat. Aber was bedeutet das? Dass der Humboldtstrom damals nicht so stark war? Dies wäre in vielerlei Hinsicht für unsere heutigen Vorstellungen vom Wetter fatal, da sich sowohl das Meeresökosystem fatal verändern würde (er bringt Nährstoffreiches Wasser nach Norden) und auch alle Klimaverhältnisse südlich und nördlich der Atacama extreme Veränderungen erleiden würden.

Besichtigung des Paranal Observatoriums

In der Atacama hat man angeblich den besten Blick auf den Sternenhimmel. Bedingt durch die Höhe der Anden ist die Atmosphäre, die den Blick in den Sternenhimmel beeinträchtigt, bereits deutlich dünner. Außerdem leben verhältnismäßig wenige Menschen in der Atacama, dadurch ist die Lichtverschmutzung sehr gering.

Auch das Wetter spielt eine Rolle, denn hier ist es das ganze Jahr über relativ ausgeglichen und die Luft trocken. Es bilden sich fast nie Wolken über der Atacama, die die Sicht auf die Sterne rauben. Alles in allem ist die Atacama Wüste also nahezu der perfekte Standort für ein Teleskop.

Das VLT – very large telescope – inmitten der Atacama Wüste

Und was wäre naheliegender als ein Besuch bei einem Teleskop, wenn man ohnehin durch die Wüste eiert? Genau das haben wir gemacht und uns das Paranal Observatorium der Europäischen Südsternwarte (ESO) ausgesucht. Man kann das Observatorium im Rahmen einer geführten Tour besuchen. Zwar schaut man hier nicht selbst in den Sternenhimmel, aber man lernt und erfährt sehr viel über die Bedingungen und die technischen Hintergründe eines solch großen Observatoriums.

Über eine lange Landstraße fährt man langsam den Berg hoch, dessen Kuppe man zum Bau des Observatoriums weggesprengt und begradigt hat. Oben am Parkplatz treffen wir auch andere Overlander, die ebenfalls an der Führung teilnehmen.

Overlandertreffen
Kleines Overlandertreffen in der Atacama vor dem Paranal Observatorium.

Noble Unterkünfte für die Astronomen

Zuerst dürfen wir einen Blick in die Unterkunft der Astronomen werfen. Nobel nobel. Die hauptsächlich unterirdisch liegende Unterkunft soll den Astronomen in der arbeitsfreien Zeit einen möglichst angenehmen Aufenthalt in der Wüste bieten. Hier gibt es nicht nur einen grünen Garten, sondern auch ein Schwimmbecken, einen Aufenthaltsbereich und natürlich die Zimmer. Sobald die Abenddämmerung hereinbricht wird die Kuppel mit einem lichtundurchlässigen Vorhang abgeschottet, damit kein Licht nach außen dringen kann und die Arbeit an den Teleskopen beeinträchtigen kann.

Die Teleskope des VLT

Das Very Large Telescope ist das Hauptinstrument des Paranal Observatoriums. Es besteht eigentlich aus vier verschiedenen Teleskopen, die entweder einzeln oder gemeinsam betrieben werden können. Jedes der vier Hauptteleskope hat jeweils einen Spiegeldurchmesser von 8,2 Metern.

Werden die vier Hauptteleskope als Interferometer kombiniert, ergibt sich eine virtutelle Spiegelfläche eines etwa 130 Meter großen Spiegels. Damit lassen sich extrem feine Details an Himmelskörpern untersuchen und hochauflösende Bilder von Sternen, Galaxien und anderen kosmischen Phänomenen erhalten.

Zusätzlich zum VLT verfügt Paranal über das VLT Survey Telescope (VST), das für großflächige Himmelsdurchmusterungen optimiert ist.

Krasse Technik erfordert krasse Mittel

Um die Spiegel hierher zu schaffen, war ein riesiger Aufwand nötig. Die Spiegel wurden in Europa produziert und mit dem Schiff nach Südamerika gebracht. Mittels LKW wurden sie dann hierher geschafft. Damit das aber funktioniert, ohne dass ein Spiegel zu Bruch geht, musste nicht nur die Straße geteert werden, sondern die LKW durften auch nur sehr langsam fahren – was bei den Serpentinen in den Bergen sehr zum Unmut der anderen Verkehrsteilnehmer führen konnte.

Außerdem müssen die Spiegel Erdbebensicher angebracht sein. Immerhin befinden wir uns in Chile und Erdbeben sind hier häufig. Also sind sie alle in einer ganz speziellen Aufnahme angebracht, die die Schwingungen der Erdbeben ausgleichen kann.

Alles in allem sind die Teleskope ein Wunderwerk an Technik, dass für uns fast schon außerirdisch anmutet.

Gemeinsam Sterne gucken

Nach der Führung durch das Paranal Observatorium durften wir Overlander uns auf den angrenzenden Parkplatz stellen. Vorausgesetzt, dass bei uns alles dunkel bleibt in der Nacht. Wir stehen gemeinsam mit den anderen im Abendlicht und schauen den Teleskopen zu, wie sie in der Abenddämmerung zum Leben erwachen. Auch wir werfen ehrfürchtig einen Blick in den Sternenhimmel, bevor wir irgendwann ins Bettchen schleichen.

Von hier geht es für uns erstmal weiter in die Höhe. Wir nehmen Kurs auf San Pedro de Atacama. Die Landschaft verändert sich mehrmals. Von der reinen Sandwüste kommen wir zu einer Art marsartiger Wüstenlandschaft. Wir begegnen riesigen Bergbaufahrzeugen und die Auswirkungen des Bergbaus. Ganze Berge werden hier in der Atacama abgetragen und um die wichtigen Mineralien und Ressourcen wie Kupfer, Litium uvm. erleichtert nebenan wieder aufgeschüttet. Denn die Atacama ist zwar supertrocken aber auch sehr reich an diesen Mineralien und die Chilenen haben sich sehr auf den Bergbau spezialisiert.

Hier übernachten wir in einem ausgetrockneten Flussbett. Von Überflutungen gehen wir hier nicht aus, denn es wächst mittlerweile absolut nichts mehr.

Drohnenabsturz und -rettungsaktion

Wir sind total beeindruckt und lassen weder einmal die Drohne steigen. Ein großer Fehler. Wind kommt auf und die Drohne schafft den Weg nicht zurück. Sie stürzt ab weil der Akku leer wird. Auf der Fernbedienung stehen die letzten Koordinaten. Über einen Kilometer Luftlinie trennt uns. Wir machen uns auf den Weg.

Erstmal geht es steil bergab. Steil und sandig. Toll. Runter geht ja, aber rauf ist gemein. Egal. Dann versuchen wir in einem Canyon zu gehen. Die Landschaft ist bizarr und überall um uns knacken die salzigen Erdberge. Wir hoffen, es hält. Manchmal sinken wir mit den Füßen ein Stück ein. Der Boden ist definitiv nicht fest. Dann stehen wir in einer Sackgasse. In die Höhle wollen wir nämlich nicht – zu unsicher. Also zurück und einen anderen Weg suchen.

Wir klettern eine Sanddüne hoch und folgen immer dem GPS Signal. Es geht hoch und runter. Mal über losen Sand, mal über weiche Erde. Luftlinie war es nur ein Kilometer, aber wir brauchen insgesamt mehr als eine Stunde, um zur Absturzstelle zu kommen. Dann finden wir die Drohne aber. Sie ist glücklicherweise unversehrt.

Das höchstgelegene Geysirfeld der Welt – El Tatio

Am nächsten Morgen machen wir uns noch vor der Morgendämmerung auf den Weg. San Pedro haben wir am Vortag hinter uns gelassen, ohne anzuhalten. Wir fahren in den Geysir-Park ein und steigen mit dem ersten Dämmerlicht des Tages aus dem Wohnmobil auf dem Parkplatz. El Tatio liegt auf 4.300m über dem Meeresspiegel und ist damit das höchstgelegene Geysirfeld der Erde. Auch seine Ausdehnung von etwa 10 Quadratkilometern ist enorm.

Abgefahrene Stimmung im Morgengrauen

Die Stimmung um diese Zeit ist einfach spektakulär. Durch die eisige Kälte der Nacht und die Hitze des kochenden Wassers der Geysire entsteht eine atemberaubende Stimmung. Überall dampft und blubbert es während um uns der Tag zum Leben erwacht.

Wir wandern durch das Geysirfeld und versuchen, die Stimmung in uns aufzusaugen. Man erkennt Schatten, die sich über das Feld im abgesperrten Bereich bewegen. Es sind Vikuñas, die hier durchstreifen, denn dieser Teil der Atacama liegt deutlich weiter im Osten und bekommt deutlich öfter Regen ab. Und auch die Feuchtigkeit der Geysire trägt ihren Part dazu bei, die Gegend mit Wasser zu versorgen. Somit ist auch eine Lebensgrundlage für größere Tiere wie Vicuñas gegeben.

Geoglyphen von Chug Chug

Nach unserem Besuch des Geysirfeldes El Tatio machen wir uns wieder an den Abstieg in Richtung Küstenwüste. Jetzt im Tageslicht wird klar, wie groß der Unterschied in der Atacama ist, wenn ein paar Tropfen Regen im Jahr fallen. Hier wächst Punagras und andere Pflanzen und neben Vikuñas sehen wir auch Vögel, Esel und Lamas. Wasser ist eben Leben.

Lange bleibt es aber nicht so. Bei unserem nächsten Zielort, den Geoglyphen von Chug Chug ist es wieder komplett trocken und trostlos. Um aber die historischen Geoglyphen sehen zu können, ist das wohl ganz gut so.

Scharrbilder in großem Stil

Wir kommen abends am Tor der archäologischen Stätte an. Ein junger Mann begrüßt uns und erlaubt uns, hier zu übernachten. “Habt ihr eine Drohne dabei?”, fragt er uns. Wir erwarten, dass er uns daraufhin erklärt, dass wir sie nicht benutzen dürfen (ist ja meistens so). Aber im Gegenteil, er zeigt uns, zu welcher Uhrzeit man wo die besten Bilder damit machen kann. Das ist ja mal cool. Drohne in einer archäologischen Stätte ganz legal einsetzen zu dürfen ist selten.

Wir versuchen hier also unser Glück und tatsächlich: aus der Luft bekommt man ein viel deutlicheres Bild der überdimensionalen Scharrbilder.

Chug Chug und seine Bedeutung

Die genaue Datierung der Geoglyphen von Chug Chug ist schwierig, aber sie werden auf eine Zeit zwischen 500 und 1500 n. Chr. datiert. Sie beinhalten eine Vielzahl von Motiven, darunter geometrische Formen wie Linien, Kreise und Rechtecke, sowie tierische und menschliche Figuren. Einige der Motive sind sehr groß und erstrecken sich über Hunderte von Metern.

Der genaue Zweck der Geoglyphen von Chug Chug bleibt ein Rätsel. Einige Theorien besagen, dass sie religiöse oder spirituelle Bedeutung hatten und möglicherweise mit astronomischen Phänomenen oder Ritualen verbunden waren. Andere vermuten, dass sie als Landmarken, Wegweiser oder zur territorialen Markierung dienten.

Was also letztendlich der Zweck dieser Bilder war, bleibt uns bisher verborgen. Aber diese Geoglyphen sind nicht die letzten, denen wir begegnen. Es finden sich an vielen anderen Orten in der Atacama solche Scharrbilder und einige davon sehen wir auf dem Weg nach Norden.

Die Geisterstadt Humberstone

Für viele ist sie nicht unbekannt. Die Geisterstadt Humberstone inmitten der Atacama Wüste hat vor allem bei Lost Place Liebhabern, Fotografen und Filmografen einen gewissen Bekanntheitsgrad. Und natürlich besuchen wir dieses Geisterstadt-Freilichtmuseum.

Beim Eintritt fühlen wir uns gleich in eine andere Welt versetzt. Der Wind bläst recht stark durch die sandigen Straßen. Überall klappert, knarrt und quietscht es. Insgesamt sind auch wenige Besucher unterwegs, was dem Ganzen nochmal einen ganz besonderen Touch gibt.

Die Stadt verfällt seit den 60er Jahren. Einige Häuser wurden ein Stück weit restauriert und sind heute für die Besucher zugänglich und so hergerichtet, dass sie das Leben der Einwohner eindrucksvoll widerspiegeln. Andere Häuser und Gebäude wurden sich selbst überlassen. Die Stimmung, die man hier vorfindet ist einzigartig und man kann eine Menge über das Leben damals lernen.

Aufstieg und Fall einer Salpeterstadt

Humberstone wurde Ende des 19. Jahrhunderts gegründet, als die Salpeterindustrie in der Atacama boomte. Die Stadt erlebte in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts eine Blütezeit als eine der größten und wohlhabendsten Salpeterstädte in der Region. Sie wuchs und gedieh. Schulen, Wohnhäuser, Kirchen, Krankenhäuser – alles, was eine gesunde Stadt brauchte, hatte man hier. Ein gewisser englischer Einschlag in der Architektur der Häuser ist nicht von der Hand zu weisen.

Der Niedergang von Humberstone begann in den 1930er Jahren, als synthetische Düngemittel den Markt für natürlich vorkommenden Salpeter ersetzten. Die Wüstenstadt in der Atacama wurde zunehmend verlassen, und die meisten Einwohner verließen sie in den folgenden Jahrzehnten. In den 1960er Jahren wurde der Betrieb endgültig eingestellt, und Humberstone wurde zu einer Geisterstadt.

Zurück an der Küste

Nachdem wir Humberstone verlassen haben, geht es für uns zurück an die Küste und weiter nach Norden. Immer wieder fahren wir von den hohen Sandebenen steile Straßen hinunter und durch ehemalige Flussbetten, die zumindest ein wenig Grün aufweisen können, weil doch noch ein wenig Wasser hier fließt.

Grüne Flussbetten
Grüne Flussbetten in der Atacama Wüste.

Kurz vor der peruanischen Grenze stehen wir am Ende eines solchen Flussbettes am Strand und trauen unseren Augen kaum. Am Strand und im Wasser tummelt sich das Leben.

Tierisch gute Strände

Die Wellen brechen hier mit Wucht in die Bucht und am Strand wimmelt es von angespülten kleinen Fischchen. Im wahrsten Sinne des Wortes ein gefundenes Fressen für die vielen Pelikane, Möwen und Geier, die hier am Strand sitzen.

Aber auch im Wasser ist ganz schön was los. Unzählige Seelöwen schwimmen im Wasser und sind auf der Jagd nach Futter. Sie hüpfen aus dem Wasser, schwimmen und springen und es ist eine Wohltat, ihnen dabei zuzusehen.

Und gerade als wir die Seelöwen genauer beobachten, sehen wir noch etwas. Buckelwale. Im Wasser sind einige Exemplare unterwegs. Offenbar ist die Bucht sehr Fischreich, was die Jäger anzieht und uns wiederum sehr erfreut.

Whale Watching, relaxing und Co.

Wir bleiben hier, begeistert von dem Tierreichtum dieser Bucht und verbringen unsere Zeit damit, die Wale zu beobachten, die vor allem in den Morgenstunden hier aktiv sind. Keine Ahnung, wie viele es sind, aber ich weiß teilweise nicht, wie ich meine Kamera positionieren soll, weil sie immer in einer anderen Ecke auftauchen.

Hier verbringen wir so ziemlich die letzten Tage in Chile. Bald soll es über die Grenze nach Peru gehen und dann wollen wir langsam die trockene Atacama wieder verlassen. Bis es aber soweit ist, genießen wir das unkomplizierte Strandleben und die tollen Stimmung hier.

Das Video zum Bericht

Auf Youtube gibts auch ein Video zu unserem Bericht. Schaut mal rein.

Warst du schon einmal in einer Wüste unterwegs? Wie hat es dir dort gefallen? Schreib uns doch in die Kommentare.

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