Griechisches Essen, die Wärme und die Umgebung hatten uns schon bei unseren Aufenthalten auf den Inseln Kreta und Kalymnos begeistert. Wir wussten, dass uns Griechenland gefällt, man hier gut klettern kann und hatten deshalb von Anfang an einen längeren Aufenthalt hier eingeplant. Dass uns die Halbinsel Peloponnes aber so in ihren Bann ziehen würde, hätten wir in dem Ausmaß nicht erwartet.
Einreise ins Land der Götter und der Weg zum Peloponnes
Am 26.9. passierten wir die Grenze zu Griechenland und ließen Albanien hinter uns. Die Grenzformalitäten waren, wie auch schon in den letzten Ländern, völlig stressfrei und schnell erledigt.
Die Vikos-Schlucht – Am Rand der tiefsten Schlucht der Welt
Der erste Stopp in Griechenland war für uns ein Stellplatz am Ausgang der tiefsten Schlucht der Welt – der Vikos-Schlucht. Auf dem Stellplatz neben der Raftingagentur breiteten wir uns aus und erkundeten die Schlucht bei kleinen Spaziergängen und Wanderungen zu Fuß. Auch wenn das Wetter sich wechselhaft zeigte, tat es der Begeisterung für die Landschaft keinen Abbruch. Im Gegenteil, die beginnenden herbstlichen Farben der Bäume sowie die krasse Färbung des Flusses zogen uns völlig in ihren Bann und so waren auch die paar Regentropfen kein Problem.
Historische Stätte Orraon – Geschichte muss sein in Griechenland
Auf der Weiterfahrt in Richtung Peloponnes haben wir uns auch die kleine aber feine historische Stätte von Orraon angeschaut. Im Morgennebel nach einem kräftigen Regenguss in der Nacht hatte der Ort einen ganz besonderen Charme.
Die Stadt wurde 385 und 370 v. Chr. von König Alketas I. als gegründet und später von den Römern eingenommen, bevor unter Kaiser Augustus die Bewohner etwa 31 n. Chr. umgesiedelt wurden und die Stadt verfiel.
Es ist schon faszinierend, was die Griechen damals erschaffen haben. Wenn man bedenkt, wie einfach noch die zur Verfügung stehenden Mittel waren und mit welcher Präzision trotzdem gearbeitet wurde.
Varasova – ein Stück vom Paradies
Wir kommen dem Peloponnes näher, aber kurz vorher müssen wir einen Zwischenstopp einlegen. Wir wollen nämlich klettern gehen. Als wir Ben auf dem Platz vor dem Klettergebiet Varasova abstellten, bekamen wir so langsam einen Eindruck, wie wohl das Paradies sein muss. Auf einem schmalen Stück Flachland zwischen Meer und Kletterwand fanden wir ein Zuhause für ein paar Tage.
Und nicht nur das, wir fanden auch einen neuen Freund: ein Streuner, der uns sofort ans Herz gewachsen ist.
Doggy, wie wir ihn riefen, begleitete uns auf Spaziergängen, holte uns von den Kletterfelsen ab und lag sonst brav an unserem Wohnmobil. Nachts bellte er, wenn sich jemand dem Mobil näherte und er verscheuchte sogar die “Nachbarshunde”, als sie beim Essen zum betteln kamen. Doggy selbst bettelte nie, freute sich aber über jeden Happen, den wir für ihn übrig hatten. Ja, wären wir nicht auf dem Weg ins europäische Ausland wer weiß, ob wir ihn nicht mitgenommen hätten.
Das Klettern hier war ganz nett, aber anders als erwartet. Die Hakenabstände im Klettergebiet waren zumindest in den Mehrseillängen etwas beängstigend weit, aber dafür war der Fels supergriffig und die Routen sehr einfach. Die Sportkletterrouten waren etwas besser abgesichert und dafür auch schwerer. Aber egal wo, die Aussicht – die war der Hammer! Und am Horizont war er auch schon zu sehen, der Peloponnes
Wenn wir nicht gerade an der Felswand hingen, gingen wir angeln, schwimmen und feierten hier im Paradies auch Ronjas 18. Geburtstag.
Der Peloponnes – Traum(halb)insel für Kletterer
Nach einer stürmischen Nacht in Xylokastro, die uns etwas den Schlaf raubte, ging es am nächsten Morgen mit der Fähre auf den Peloponnes. Ronja hatte sich die stürmischen Nächte mit 18 ja irgendwie doch anders vorgestellt, aber man kann ja nicht alles haben. Unterwegs fiel uns dann noch zu aller Müdigkeit auf, dass unsere Bremse heiß wurde. Die, die bei Abfahrt nicht richtig bremste, bremst nun dauerhaft. Also schnell mal den Hintern untern Ben schwingen und nachschauen. Ergebnis: das Seil der Feststellbremse hakt und muss entweder repariert oder ausgetauscht werden.
Übrigens: wenn du wissen willst, was wir alles an Werkzeug und Ersatzteilen mit durch die Welt fahren, dann schau doch mal hier nach
Leonidio – kleine zauberhafte Stadt und großes Kletterparadies
Unser erstes Ziel war das wohl bekannteste Kletterziel Griechenlands nach Kalymnos: Leonidio, ebenfalls auf den Peloponnes. Dort richteten wir uns auf dem Campingplatz ein und genossen fast eine Woche die Vorteile eines Campingplatzes: Waschmaschine und Trockner, Duschen, bei denen wir nicht vorher auf unseren Wasserstand schauen müssen und andere Kinder für Tim zum spielen. Anders als gedacht ist der Campingplatz aber doch ein ganzes Stück von den Klettersektoren entfernt.
Mit den Rädern fuhren wir nach Leonidio, besorgten uns den Kletterführer und ließen uns die besten Klettergebiete für uns darin zeigen. Außerdem erkundeten wir das zauberhafte Städtchen ein wenig.
Ohne Auto ist das Ganze aber etwas schwierig und mit dem Laster können wir nicht überall parken. Der Traum, hier zwei, drei Wochen zu bleiben wich der Realität. Leonidio ist supertoll – keine Frage – aber mit unserem Ben sind viele Klettersektoren nicht zu erreichen und zu Fuß vom Campingplatz auch ziemlich weit weg. Zwei Sektoren sind aber auch zu Fuß gut zu erreichen und diese haben wir dann natürlich auch besucht. Das hat sich ziemlich gelohnt, denn die Kletterei war wirklich schön.
Auch machten wir in Leonidio eine ganz neue Erfahrung. Wir lernten eine reisende Familie mit drei Kindern kennen, deren Mutter Gehörlos und Vater sehr schwerhörig ist. Die Gebärdensprache wurde Teil unserer Treffen, auch wenn wir bis auf “Guten Morgen” nicht viel sagen konnten.
Lost in Paradise – Klettergebiet Vlychada
Nachdem wir Leonidio verlassen hatten, fuhren wir weiter gen Süden ins nächste Klettergebiet. Die Anfahrt war schon etwas spektakulär, denn wir mussten mit dem Laster durch ein kleines Bergdörfchen manövrieren und fuhren dann eine relativ enge Straße runter zur Bucht von Vlychada. Schon von weitem konnte man erkennen, dass wir dort unten wohl im Paradies landen würden. Und kaum stiegen wir aus, da erkannten wir: es war tatsächlich das Paradies! Ein toller Strand mit wirklich klarem Wasser, Kletterwänden in wenigen Metern Entfernung und ein paar weiteren Campervans voller netter Leute.
An den Strand kommen wohl zur richtigen Jahreszeiten auch Schildkröten zur Eiablage. Deshalb sind wohl auch die Hunde am Strand verboten.
Leider konnten wir nur zwei Tage bleiben, denn wie es mit dem Paradies so ist, es ist halt altertümlich – oder wie in diesem Fall: ohne jeglichen Empfang für Telefon oder mobile Daten. Das hieß für uns: zwei Tage lang das Handy und die weitere Reiseplanung liegen lassen und voller Entspannung klettern, schnorcheln, angeln und fotografieren.
Da Eric aber montags arbeiten musste, hieß es für uns dann schon wieder packen und weiter fahren. Das macht aber auch nichts, denn das nächste schöne Plätzchen wartete bereits.
Fossil Forest – ein Gefühl von “zuhause sein”
Dass Griechenland von den Göttern geliebt sein muss, merken wir immer wieder. Ständig staunen wir und sind begeistert von unserer Umgebung und von den Menschen. Egal wo, wir fühlten uns immer willkommen.
Unser nächstes Ziel lag am Fossil Forest ganz unten im südöstlichsten Finger des Peloponnes. Hier trafen wir auf eine ganz faszinierende Umgebung. Große Felsblöcke lagen unterhalb der Felswand, an der es auch viele Klettersektoren gibt und die schon von weitem ausgeschildert ist. Die Felsblöcke weichen dann in Richtung Küste wieder dem vom Meer bearbeiteten Kalksteinen, die anmutig geformt zwischen den grünen Stachelbüschen herumliegen. Wir suchen uns ein freies Plätzchen ganz in der Nähe des Fossil Forest neben der Straße.
Offenbar ist hier wohl ein Besucherzentrum, aber das hatte geschlossen und auf dem Parkplatz davor standen nur zwei Autos. Also erkundeten wir den Fossil Forest selbst. Es handelt sich hierbei um einen versteinerten Palmenwald, der vor 2-3 Millionen Jahren noch in den damals hier vorherrschenden Subtropen existierte. Er wurde durch eine heftige Überschwemmung überflutet und die Bäume zerstört. Wurzeln und Baumstümpfe jedoch blieben stehen und wurden bei der Überschwemmung sofort vom kalkhaltigen Meeresboden überdeckt.
Durch das Kalziumkarbonat im Meeresboden wurden die pflanzlichen Teile langsam in Stein umgewandelt. Über diese Schicht des Meeresbodens kamen dann neuere Ablagerungen bestehend aus den Schalen und Überresten von Meerestieren. Diese kann man in dem jungen Kalkstein heute noch ganz gut sehen, denn das ehemals überflutete Gebiet liegt heute wieder trocken und einige Baumstümfpe sind wieder freigelegt.
Der Klettersektor Zobolo – der der Grund für unsere Anreise war- und die angrenzenden Sektoren haben unglaublich viele tolle Routen genau in unserem Schwierigkeitsbereich bis 6b (aber auch höher), ist taufrisch und richtig griffig und perfekt abgesichert. Ein Traum für jeden Kletterer.
Hier in dieser skurrilen Gegend ganz im Süden des Peloponnes richteten wir uns häuslich ein. Uns gefiel die Nähe zum Meer, das glasklar und schön warm war, und zum Kletterfelsen. Wir blieben einige Tage. Täglich kam der Schäfer vorbei und grüßte uns herzlich und auch ein Einwohner von weiter hinten kam täglich zwei Mal mit dem Roller vorbeigedüst und hupte uns fröhlich winkend zu.
Hier war es auch, wo Tim zu uns sagte: “So langsam gewöhnt man sich an das Leben auf Reisen”. Wir entwickelten fast schon Heimatgefühle zu diesem Ort und es ist bisher der einzige Ort, den wir verließen um Vorräte im 20 KM entfernten Städtchen aufzufüllen und wieder zurückkehrten, wenn auch auf einen anderen Schlafplatz näher am Klettergebiet. Leider vertrieb uns ein heftiger Sturm irgendwann, denn sonst wären wir sicher noch einige Tage mehr geblieben. Aber der Wind rüttelte so stark an uns, dass wir Angst um das Dachzelt hatten und auch nicht wirklich vor die Türe konnten. Auch machten wir kein Auge zu in der Nacht.
Geschichte im Land der Götter, Mythen und Sagen – wir besuchen Sparta
Wer auf dem Peloponnes unterwegs ist, der sollte natürlich auch den einen oder anderen großen geschichtsträchtigen Ort besuchen. Das dachten wir uns zumindest, als uns das Wetter weiter trieb. Und so nahmen wir Kurs auf Sparta. Am späten Abend fuhren wir durch die relativ große Stadt auf dem Peloponnes und suchten uns ein feines Schlafplätzchen direkt am Stadtrand. Wenig fotogen aber dafür ziemlich nah an den antiken Ruinen der berühmten Stadt Sparta.
Die meisten haben zumindest mal etwas davon gehört, Sparta war ein Militärstaat deren Lebensweise ausschließlich auf militärische Ziele ausgerichtet war und in dem der Adel noch das Sagen hatte – im Gegensatz zum damals schon demokratischen Athen.
Am Bekanntesten ist heute (durch Filme etc.) wohl die große Schlacht gegen die Perser. Hier hat König Leonidias I. (der Löwengleiche) mit 300 Spartiaten und 700 weiteren griechischen Soldaten gegen die vordringenden Perser gekämpft. Die Truppengrößen waren ziemlich ungleich, denn die Perser kamen mit über 50.000 Mann. Aber die Spartiaten hatten durch die enge Lagadaschlucht einen geografischen Vorteil und konnten sich unglaublich lange gegen die Heerschar der Perser behaupten. Am Ende hielt wahrscheinlich Leonidias I. mit seinen Spartiaten die Stellung, um den Rückzug der anderen Truppenmitglieder zu sichern und fiel im Kampf.
Natürlich schauten wir uns die Ruinen der Stadt an und statteten auch dem modernen Sparta einen Besuch ab.
Eigentlich wollten wir in der Lagadaschlucht auch noch ein bisschen klettern. Da wir aber gelesen und auch von einem Kletterer im letzten Gebiet gehört hatten, dass es hier sehr viele Autoaufbrüche und Diebstähle gibt, ließen wir das sein und fuhren wieder in Richtung Athen. Langsam wollten wir uns ja wieder in Richtung Norden aufmachen.
Kurz vor Korinth, nahe dem Örtchen Solomos, machten wir nochmal eine Pause im Klettergebiet. Umgeben von Olivenbäumen spürten wir wieder – Stadt ist zwar schön, aber unser Zuhause ist die Natur. Zwei Nächte blieben wir hier mit Blick auf die alte Festungsanlage Akrokorinthos. Diese Festungsanlage hatte im Laufe der Geschichte viele Besitzer und Verwalter – darunter auch die Byzantiner, die Osmanen und die Franken.
Klettern hier wäre auch echt gut gewesen, hätte uns der Wind nicht fast aus den Routen gepustet. Also beschränkten wir uns auf ein paar wenige Routen, bevor wir dann am nächsten Morgen den Peloponnes verließen.
Fazit zum Peloponnes
Wir als Kletterer haben uns in die griechische Halbinsel Peloponnes verliebt. Die Klettergebiete sind gut ausgeschildert, super abgesichert und sowohl Landschaft als auch das Meer sorgten regelmäßig für Begeisterung. Das Wetter Anfang Oktober war fabelhaft und genau richtig. Meistens hatten wir Sonne und Temperaturen zwischen 22°C und 25°C und das Meer war noch angenehm warm. Wer also ein Kletterziel für Oktober sucht, dem sei der Peloponnes ans Herz gelegt – allerdings sollte man dazu mobil sein.
Warst du schon mal auf dem Peloponnes? Zu welcher Jahreszeit? Wir fanden es im Oktober genau richtig, was Luft- und Wassertemperatur betrifft. Wo genau warst du da? Schreib uns doch in die Kommentare.
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Yes Greece enchanted us too, last year we were on Thassos and it only made us hunger for more! Your experiences inspire and I’m thinking of my next big tour with my Land Rover Discovery which I converted to expedition level…
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I thoroughly enjoyed reading your new chapter of your travels, I must say the photos and
documentation are very professional. Continue to enjoy
every aspect of your travels as I enjoy reading them. Good Luck,
Hey Pat,
thank you for your heartwarming words 🙂
We enjoy every minute while traveling and exploring the world.
Greetings from Greece
Eric & family