Nachdem wir Nordmazedonien hinter uns gelassen haben, ging es für uns Stück für Stück in Richtung Deutschland und in unsere alte Heimat.
Serbien – anders aber auch nicht schlecht
Kaum hatten wir die Grenze von Nordmazedonien überquert, bemerkten wir die Veränderung. Wir konnten es nicht so recht greifen, was sich verändert hatte, aber es hatte sich definitiv etwas an den Menschen um uns herum verändert. Die Gesichter waren härter, es wurde weniger gelächelt, kaum einer hob die Hand zum Gruß, wenn wir vorbei fuhren. Ja, im Großen und Ganzen fühlten wir uns deutlich fremder als es in Nordmazedonien noch der Fall war.
Wir suchten uns ein nettes Plätzchen an einem kleinen Stausee, wo wir die ersten beiden Nächte verbrachten. Hier war es ruhig, als wir am späten Abend unser Wohnmobil abstellten und die kleine Straße nebenan war kaum befahren.
Obwohl die Menschen auf der Straße deutlich reservierter waren und auch die Mitarbeiter in den Geschäften kein Englisch sprachen, war man uns gegenüber höflich und sehr zuvorkommen und man versuchte auch wirklich, uns zu verstehen und zu bedienen. Mit ein bisschen guter alter Hand- und Fußkommunikation bekamen wir dann schließlich unsere SIM-Karte und ein frisches Brot und konnten erfolgreich zurück zum Stausee wandern. Ich kann gar nicht beschreiben was mir an den Menschen so anders vorkam, aber der Kontakt zur Bevölkerung fühlte sich trotz der Höflichkeit einfach weniger harmonisch an.

Der Schock am Stausee
Über den Tag verteilt kamen ein paar Menschen am See vorbei, die sich die Füße vertraten, angelten oder mit Kindern ein Picknick machten. Niemand störte sich an uns aber es interessierte sich auch niemand für uns. Eigentlich wurden wir gekonnt ignoriert, was uns nicht weiter störte..
Am zweiten Morgen sollte sich das aber rasch ändern. Wir hörten zwei Schüsse direkt neben dem Wohnmobil. Da wir gerade sowieso am Packen waren, um weiter zu fahren, bestätigte das unser Vorhaben, den Platz zu verlassen. Schließlich ist Wildcampen in Serbien von offizieller Seite verboten und wir wollten keinen Stress heraufbeschwören. Bevor wir allerdings loskamen, klopfte es bereits an unserer Tür. Ein junger Mann stand davor, das Gewehr geschultert. Wir öffneten vorsichtig – man weiß ja nie.
In gutem Deutsch fragte der junge Mann, wo wir herkämen und wo wir hin wollten. Dann erzählte er, dass er zum jagen hier sei und er uns schon am Vortag bemerkt habe. Er fahre nun in die Stadt runter und wollte fragen, ob wir etwas bräuchten. Er könne ja im Supermarkt für uns einkaufen und es uns vorbei bringen, das wäre ja weniger umständlich mit dem PKW.
Wir lehnten höflich ab, erklärten, dass wir ohnehin gerade im Aufbruch seien, freuten uns aber irgendwie auch über das freundliche Angebot des Jägers.


Quer durch Serbien
Den letzten Klettertag an europäischen Felsen verbrachten wir in einem wirklich hübschen Klettergebiet in der Nähe von Niš. Dort aßen wir auch vorzüglich in einer kleinen urigen Kneipe. Auch hier fiel uns trotz aller Höflichkeit die Reserviertheit des Personals auf, die anderen Gäste waren etwas lockerer, halfen uns auch unaufgefordert bei der Übersetzung der Speisekarte.





Ein kleiner Abstecher zu einer warmen Quelle musste dann auch noch sein. Aber auch ein bisschen serbische Geschichte war Teil unseres Besuchs. Dazu haben wir unteranderem den Schädelturm in Niš besucht. Er wurde von den Osmanen auf der Hauptstraße nach Konstatinopel errichtet. Der Turm besteht aus den Knochen und Schädeln aufständischer Serben, die hier in der Schlacht von Čegar im Ersten Serbischen Aufstand am 31. Mai 1809 niedergeschlagen wurden. Die Gebeine von rund 3.000 gefallenen Serben sind für den Bau des Turms verwendet worden, ihre Körper wurden ausgestopft nach Konstatinopel gesendet. Nicht ganz 1.000 menschliche Schädel waren an den Außenseiten des Turms in 14 Reihen übereinander eingemauert worden. Heute befindet sich der Turm innerhalb einer geschlossenen Kapelle, um ihn vor weiteren Plünderungen zu bewahren, da bereits viele Schädel gestohlen wurden.



Geburtstagspause auf dem Campingplatz
In Zentralserbien bei Čuprija bot sich uns nicht nur die Möglichkeit, auf einem gemütlichen kleinen Campingplatz „Camp Plum“ Wäsche zu waschen, sondern auch am Lagerfeuer meinen (Christas) Geburtstag zu feiern. Auf die Frage hin, ob und wo wir auf dem Platz ein Feuerchen machen dürften, brachte der Betreiber nicht nur eine Feuerwanne und Feuerholz, sondern zündete dieses auch gleich zusammen mit Tim an. Statt Kuchen gab es an dem Tag Stockbrot mit Schokocreme und ein Gläschen nordmazedonischen Wein.
Als wir nach über zwei Stunden das meiste Holz verbrannt hatten, kam der Campingplatzbetreiber mit einem Kollegen und brachte gleich die nächste Ladung Feuerholz. Stolz erzählten sie uns, dass sie einen Monat zuvor über 200 Gäste aus Deutschland hier hatten, die eine geführte Balkanrundreise mit 4×4 Fahrzeugen gemacht hatten und hier campiert haben. Und in diesem Zug wurde natürlich auch unser Ben noch ein paar Mal abgelichtet.
Nach zwei Tagen im Camp Plum verabschiedeten wir uns und verließen an diesem Abend auch Serbien.





Ungarn, Slowakei und Tschechien – ein wirklich kurzer Besuch
Der Herbst hatte nun vollen Einzug erhalten. Die unzähligen Kraniche, die uns kurz nach der Grenze zu Ungarn am Morgen weckten und den Himmel schwarz werden ließen bzw. ganze Felder besetzten, kündigten es lauthals an: es wird Winter. Und so war es. Es wurde spürbar kälter und nasser. Glücklicherweise haben wir eine tollen Heizung in unserem Ben und auch Kaffee und Tee helfen, nach einem Spaziergang in der Kälte wieder warm zu werden. An Klettern war nicht mehr zu denken.





Zügig fuhren wir weiter. Zwischen den Fahrten vertraten wir uns die Füße in den Wäldern, sammelten Pilze, arbeiteten hin und wieder ein bisschen und fuhren wieder weiter. Meist schliefen wir irgendwo, wo es gerade passte, bis uns das Wasser ausging. In Rokycany/Tschechien rollten wir deshalb zur Abwechslung auf einen kleinen privaten Stellplatz, wo es angeblich Wasser gab. Zitternd versuchten wir auf der feuchten Wiese des „Stellplatzes“ die Brunnenwasserpumpe, in Gang zu setzen, aber sie streikte wehement. Wie gut, dass wir eine eigene Gartenpumpe dabei haben und tolle Filter, die sogar das schmutzige Brunnenwasser in Trinkwasser verwandeln können. Die Nacht blieben wir dann auf dieser Wiese stehen – was nicht gerade die beste Idee war. Am nächsten Morgen bemerkten wir den Schiefstand unseres Fahrzeugs – wir waren eingesunken und kamen nicht mehr aus eigener Kraft aus der Wiese raus.
Das war der Moment, als wir das erste Mal während unserer Reise die Spaten auspackten und anfingen zu buddeln. Mit ein paar Spatenhieben, zusätzlichen Ästen und Steinen schafften wir es aber ganz ohne Sandbleche wieder raus. Trotzdem brachte uns dieser Tag auf die Idee, dass wir vielleicht nicht nur 2 sondern lieber 4 Sandbleche mitnehmen sollten – für den Fall der Fälle.
Wieder mit festem Boden unter den Reifen kaschierten wie die Schlammlöcher in der Wiese wieder ein wenig und es konnte dann auch schon weitergehen in unser Heimatland, das wir eigentlich so schnell gar nicht erwartet hatten wieder zu sehen.


Typisch Deutschland
Kaum hatten wir uns auf dem Stellplatz am Sibyllenbad in Neualbenroth niedergelassen wurden wir von der deutschen Korrektheit überrannt. Schmunzelnd sahen wir auf die Wartungsschilder, die die Benutzung der Sportgeräte untersagten. Ja, wir sind wahrlich wieder in Deutschland, oder wo sonst wären augenscheinlich nagelneue Geräte wegen Wartungsarbeiten gesperrt? Im Balkan sicher nicht.



Über Nürnberg machten wir uns dann auf in die alte Heimat, natürlich nicht ohne hier und dort nochmal zu spazieren und obwohl wir es nicht wollten, nochmal Pilze zu sammeln. Aber was soll man denn tun, wenn diese einen regelrecht im Wald überfallen?






Heimatbesuch und Vorbereitung auf den nächsten Kontinent
Zurück in unserer Homebase richteten wir uns häuslich ein. Klar sagten wir Freunden und Familie hallo und ließen uns auch ganz nebenbei noch ein bisschen kulinarisch verwöhnen.
Wir räumten ein wenig um, ließen ein paar Dinge hier und bestellten dafür ein paar andere Dinge zum mitnehmen. Statt der Fahrräder haben wir nun eine große Alu-Box dabei, um unsere Heckgarage ein wenig zu entlasten. Die Räder hatten wir ohnehin nur selten genutzt und so richtig gut tat ihnen die Witterung hinten auf dem Radträger auch nicht. Natürlich mussten auch die neuen GFK-Sandbords, die wir bestellt hatten irgendwie befestigt werden und so einige Sachen dürfen auch nicht mit aufs Schiff bzw. in Uruguay importiert werden und müssen ebenfalls hier bleiben. Eine Inhaltsliste musste angefertigt werden und und und. So eine Verschiffung ist doch ein ganz schöner Aufwand. Zum Glück haben wir das nicht allzuoft vor.
Auch unsere Bremsen (diesmal vorne rechts) wollten schon wieder ein bisschen Aufmerksamkeit. Einen kleinen Wasserschaden hatten wir auch. Dank unserer wirklich tollen Freunde (was wären wir ohne euch?) haben wir aber alles fein über die Bühne gebracht und stehen jetzt in den Startlöchern für die Weiterreise in Uruguay/Südamerika.






Warst du schon mal in Uruguay oder generell in Südamerika? Was hat dir dort am Besten gefallen? Und wenn du noch nicht dort warst, was würdest du dir am liebsten mal anschauen? Schreib uns doch in die Kommentare.
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