Nachdem der Frühling in Deutschland bereits Einzug erhalten hatte, stellte sich uns die Frage, wohin es mit dem Wohnmobil in den Osterferien gehen sollte. Wir suchten nach einem Ziel, das warme Temperaturen und ein paar nette Kletterfelsen aufweisen konnte. Kurz vor Abfahrt fiel unsere Wahl auf die Toskana in Italien.
On the road again – Auf in Richtung Italien
Freitagmittag. Pünktlich um 17:00 Uhr starteten wir den Motor. Ein herrliches Geräusch, denn in diesem Moment fängt der Urlaub an.
Urlaub heißt Zeit haben. Deshalb beschließen wir am frühen Abend in Heiterwang, kurz hinter der österreichischen Grenze, zu nächtigen und am nächsten Tag ohne Autobahnmaut in Richtung Süden weiter zu ziehen. Da unser Wohnmobil schwerer als 3,5t ist, ist uns die Maut zu teuer und die Landschaft zu schön, um einfach über die Autobahn zu fahren. So folgen wir also der 179 über den wunderschönen Fernpass, dann der 171 an der Inn entlang in Richtung Landeck und biegen letztendlich auf die 180, fahren vorbei am noch leicht vereisten Reschensee und über die italienische Grenze.
Kein Weg geht an Arco vorbei
Nicht schon wieder nach Arco, da waren wir doch schon so oft – das sagen wir jedes Mal. Aber irgendwie landen wir doch immer wieder dort. Kein Wunder, das Städtchen ist fast schon zum Kletter-Mekka geworden, ohne dabei sein italienisches Kleinstadtflair einzubüßen. Wer sein Equipment aufstocken möchte oder ein paar herrliche Mehrseillängentouren mit guter Absicherung und ohne lange Zustiege machen möchte, ist in Arco goldrichtig.
Für uns war es die perfekte Zwischenetappe auf dem Weg in die Toskana.
Mehrseillängentouren, Pizza und Eis
Noch nie in unserem Leben haben wir den Campingplatz Camping Zoo in Arco so leer gesehen. Die Hälfte war noch abgesperrt, auf der anderen Hälfte standen vielleicht drei oder vier Wohnmobile. Herrliche Ruhe. Man merkte, dass wir noch vor der Saison heranrollten.
Kaum hatten wir uns eine schöne Parzelle ausgesucht und eingeparkt, packen die Erwachsenen die Klettersachen aus. Die Kinder waren ohnehin schneller verschwunden, als wir gucken konnten, also konnten wir Drei eine schöne Mehrseillängentour klettern.
Generell nutzten wir die beiden Tage in Arco ausgiebig und kletterten zwei Mehrseillängentouren, aßen Pizza in unserer Stamm-Pizzaria und genossen natürlich das beste Eis der Welt. Auch der Besuch in dem einen oder anderen Outdoorladen musste sein.
Unglückliche Ereignisse
Beim Klettern unserer zweiten Mehrseillängentour am Parete di San Paolo wurden wir leider Zeuge eines unglücklichen Zwischenfalls. Wir hörten einige Meter entfernt einen Felsrutsch, sahen im Augenwinkel Felsblöcke fallen. Kurz darauf hörten wir ganz leise jemanden rufen.
Es dauerte nicht lange und ein Rettungshubschrauber kam dicht an uns vorbei geflogen. Offenbar war jemand bei dem Felsrutsch ernsthaft zu Schaden gekommen. Wir sahen, wie jemand vom Hubschrauber in die Felswand abgelassen wurde. Es sah so aus, als wäre etwas in der Route passiert, die wir am Vortag kletterten. Ganz genau konnten wir das aber nicht sagen.
Wir beobachteten die Geschehnisse und nachdem alle drei sicher am nächsten Standplatz angekommen waren, überlegten wir, ob wir die Klettertour abbrechen sollten. Natürlich gehen einem in diesem Moment viele Gedanken durch den Kopf: Was ist da passiert? Haben Kletterer die Steine losgetreten? Hat sich etwas Instabiles ohne menschliches Zutun aus der Felswand gelöst? Was ist mit den Kletterern passiert? Was, wenn der nächste Felsrutsch über uns ist?
In Fällen wie diesen sind wir für unsere Funkgeräte doppelt froh. So konnten wir mit den Kindern am Platz Kontakt aufnehmen und sagen, dass es uns gut geht. Dann entschlossen wir uns, weiter zu klettern. Die Wahrscheinlichkeit für ein Felsrutsch genau über uns war gering und ein Abbruch der Tour würde den Betroffenen auch nicht weiter helfen.
Leider haben wir nie erfahren, was genau an diesem Tag passiert ist. Wir hoffen natürlich, dass der oder die Kletterer wieder genesen und keine bleibenden Schäden davon tragen.
Toskana: Auf Umwegen nach Pisa
Eigentlich wollten wir in das Klettergebiet Muzzerone bei La Spezia fahren. Unterwegs entschieden wir uns dann kurzfristig für das Gebiet Antona. Als unser Navi uns dann mitten durch die Innenstadt von Massa schicken wollte, wurden wir misstrauisch, ob wir das Gebiet überhaupt erreichen würden. Und wie sollte es anders sein? Ehe wir uns versahen, steckten wir mitten im Verkehrschaos.
Dass Italiener etwas eigenartig sind und einfach drauf los fahren, war uns ja bekannt, aber das sie einen direkt umzingeln, wenn man manövrieren möchte, war uns so auch nicht bewusst. Noch während wir versuchten Massa zu verlassen, entschieden wir, dass dieses Gebiet zu schlecht zu erreichen war für unser Wohnmobil. Pisa war das neue Ziel.
Wider Erwarten war auch der Stellplatz mitten in Pisa ziemlich leer. Wir bezahlten unsere 12 Euro für die Nacht und sahen uns die Stadt und den Schiefen Turm von Pisa an. Er ist zwar nicht das schiefste Gebäude der Welt, aber wahrscheinlich das bekannteste schiefe Gebäude. Und ein bisschen Kultur muss ja auch manchmal sein.
Arrividerci Pisa, wir fahren nach Montecatini Terme
Der Stellplatz in Pisa war toll, aber die Kletterei im nahe gelegenen Vecchiano gefiel uns nicht. Die Felsen waren glatt und wir mussten uns regelrecht hochkämpfen. Nach zwei Routen verloren wir die Lust und kehrten zum Wohnmobil zurück. Hoffentlich, so kam uns der Gedanke, ist es nicht überall in der Toskana wie hier.
Wir hatten auch keine Lust, die anderen kleineren Gebiete anzusteuern, weil wir befürchteten, mit unserem großen Wohnmobil nicht durch die kleinen Sträßchen zu passen. Also steuerten wir auf Montecatini Terme zu. Da wir bald Besuch für eine Woche bekommen würden und auch ein Zelt aufschlagen mussten, mussten wir für diese Zeit ohnehin einen Campingplatz aufsuchen.
Zwei Tage früher als geplant fuhren wir also auf den Campingplatz Belsito oberhalb von Montacatini Terme. Und wieder waren wir nahezu allein auf dem Campingplatz. Eine Parzelle mit wunderschöner Aussicht auf die sanften Hügel und Täler der Toskana wurde für die nächsten Tage unser Zuhause.
Eines der größten Klettergebiete in der Toskana sollte nur acht Kilometer entfernt sein. Also packten wir am Morgen nach unserer Ankunft die Bikes aus und radelten los. Okay, es waren nur acht Kilometer, aber einige Höhenmeter mussten überwunden werden. Etwas erschöpft doch guter Dinge kamen wir im Klettergebiet an. Der Weg hatte sich tatsächlich gelohnt. Nach den Flauten der letzten Gebiete war dieses Gebiet ein Traum: griffige Felsen, lange Routen und keine Menschenseele zu sehen. Die Aussicht war herrlich, die Temperaturen angenehm – so sollte Urlaub sein.
Endlich: Entspannung, Klettern und Kultur
Der Campingplatz Belsito liegt zwischen der bekannten Termalstadt Montecatini Terme und dem Bergdörfchen Montecatini Alto, das sich malerisch in die Umgebung fügt. Der perfekte Ausgangspunkt also, um kleine Spaziergänge und Radtouren zu unternehmen, die Aussicht zu genießen und endlich abzuschalten.
Immer wieder fuhren wir mit dem Wohnmobil in das Klettergebiet Monsummano und genossen die fantastische Kletterei dort. Mit Ankunft unseres Freundes wurde auch der Campingplatz täglich voller. Man merkte schnell, dass in Deutschland nun mehr Bundesländer Ferien bekommen hatten, denn die meisten Camper auf dem Platz waren Deutsche.
Da Montecatini Terme eine gute Zugverbindung nach Florenz besitzt, machten wir einen Tagesausflug in die geschichtsträchtige Stadt. Bei einer kurzweiligen Stadtführung lernten wir vor allem eins: Die Menschheit war schon immer gleich. Machthungrig, größenwahnsinnig, manipulativ und doch irgendwie beeindruckend.
Zwar ist die toskanische Landschaft wunderschön und gerade mit den vielen Kirchen und antiken Gebäuden äußerst reizvoll, doch zum Mountainbiken gewöhnungsbedürftig. Es gibt nur wenige Wege, die abseits der Straßen irgendwohin führen und selbst wenn man, wie Eric und Manuel, einer vorgefertigten Tour folgt, kann es passieren, dass man die Wege kaum ausmachen kann und tatsächlich über Stock und Stein, Wiese und quer durch den Wald radeln muss. Einen echten Mountainbiker schreckt das zwar nicht ab – der platte Reifen, den beide erhalten hatten, schon eher.
Der Urlaub neigt sich dem Ende
Irgendwann ist jeder Urlaub zu Ende. Um nicht in Stress zu verfallen, wollten wir auch auf dem Rückweg nochmals einen Zwischenstopp in Arco einlegen. Es war unglaublich, wie sich der Campingplatz dort innerhalb von eineinhalb Wochen verändert hatte. Wo zuvor noch Platz ohne Ende war, hatten wir auf dem Rückweg gerade so noch die letzte freie Parzelle ergattert. Nach unserem Check In prangerte zwei Tage ein Schild an der Zufahrtsschranke: The Camping is full.
Diesmal waren wir nicht zum Klettern in Arco, sondern machten mit den Kindern den Klettersteig unweit des Campingplatzes. Und auch am zweiten Tag kletterten wir nicht. Da Eric und Manuel eine Radtour machen wollten, ließen sie sich ab Torbole für 20€ pro Person in die Berge fahren und fuhren dort wunderschöne Mountainbike-Wege wieder runter. Weit über 2.000 Höhenmeter ließen sie dabei hinter sich – diesmal ohne Platten.
Die Wege hier waren allesamt deutlich besser auf Mountainbike-Touren ausgelegt als bei Montecatini. Christa, Claudia und die Kinder ließen es gemütlicher angehen und radelten gemeinsam an den Gardasee. Zwar war er zu kalt zum schwimmen, aber das Eis dort schmeckte trotzdem gut und der Radweg von Arco nach Riva del Garda entlang der Sarca ist traumhaft schön und lädt zum Entspannen ein.
Home, cool home…
Mit Zwischenstopp auf dem Stellplatz in Blaubeuren fuhren wir wieder nach Hause. In Italien war es den kompletten Urlaub über angenehm warm gewesen. Entsprechend erschreckend fanden wir es, dass es bei der Grenzüberfahrt nach Deutschland zu schneien anfing. Der Frühling in Deutschland schien erstmal zu Ende zu sein und umso mehr wünschten wir uns zurück in den Urlaub. Leider konnten wir zwar jede Menge fantastische Eindrücke mitnehmen, nicht aber die Wärme Italiens.
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