Teil 2 von dem Bericht Frankreich 2020 Teil 1 im Juli
Freissinières – Natur von ihrer schönsten Seite
Den nächsten Stopp hatten wir uns schon von zuhause ausgeguckt. Der Campingplatz Camping Les Allouviers in Freissinières ist idealer Ausgangspunkt für verschiedene Outdooraktivitäten und bietet ebenfalls recht viel Platz. Auch hier war noch viel Luft für weitere Gäste, was wir ebenfalls wieder Corona in die Schuhe schoben. Camping in Frankreich ist wie immer sehr angenehm.
Wir entspannten bei wunderschönen kleinen Spaziergängen und Wanderungen, machten Radtouren und gingen in zwei nahegelegenen Klettergebieten klettern. Wenn die Temperaturen mittags nach oben kletterten, kühlten wir uns in dem kleinen See am Campingplatz ab. Abkühlen ist dabei beschönigt, denn das Wasser glich mehr einem Kneippbecken – kristallklar und arschkalt. Per Rad kundschaften wir vorab schon mal den Weg zum Ende des Tals aus, um zu sehen, wie wir unsere kommende Zweitageswanderung planen können.
Wanderung zu den Seen Lac Faravel und Lac Palluel – Tag 1
Wir hatten uns im Vorfeld des Urlaubs neue Schlafsäcke, Isomatten* und Zelte* für Mehrtageswanderungen gekauft. Diese wollten wir natürlich auch probieren. Deshalb starteten wir morgens mit gepackten Rucksäcken zu unserer Zweitageswanderung. Big Ben ließen wir am Campingplatz zurück. Die Besitzer waren so freundlich, und boten uns an, das Mobil vor der Rezeption zu parken, damit sie ein Auge darauf werfen können, während wir durch die Berglandschaft wanderten. Camping in Frankreich ist
Die ersten Kilometer ging es hoch zum Parkplatz, den wir vorab per Rad ausgekundschaftet hatten. Bis dorthin war es eine moderate Wanderung entlang des Flusses Biaysse, ohne große Anstiege und in toller Natur. Wilde Himbeeren und Erdbeeren am Wegesrand erfreuten die Kinder, die beim Wandern fleißig pflückten und aßen. Unser Mittagessen nahmen wir in einer kleinen Lichtung am Fluss ein, kühlten unsere Beine im Wasser und wanderten weiter.
Ab dem Parkplatz, der gleichzeitig das Ende der Straße durch das Tal und den Beginn des Naturparks markierte, wurde es dann steiler, aber die Natur auch ursprünglicher und wilder. Steile Berghänge, zerklüftete Felsen, Wasserfälle und schmale Wanderwege bestimmten das Bild. Die Rufe der Murmeltiere waren weit zu hören und die Entfernungen immer schwieriger abzuschätzen, so weit konnte man mittlerweile in die Bergwelt blicken. Plötzlich waren wir so klein…
Weil wir den ca. 16 Kilometer langen Rundwanderweg mit seinen fast 1.000 Höhenmeter zu den beiden Seen Lac Faravel und Lac Palluel, anders als die meisten anderen Besucher, erst am Nachmittag vom Parkplatz starteten, zu dem wir ja auch erst wandern mussten, wanderten wir die meiste Zeit allein. Hin und wieder kreuzten herabsteigende Wanderer unseren Weg. Je später der Nachmittag jedoch wurde, desto weniger andere Menschen sahen wir. Das ist das schöne am Camping in Frankreich, es ist einfach sein Wohnmobil abzustellen, sofern es einen Campingplatz gibt.
Nach einem Zwischenstopp in Dormillouse, wo wir unsere Trinkblasen* auffüllten und uns mit leckerem Tiramisu die Mägen füllten, ging es immer weiter den Berg hinauf. Bald ließen wir die Bäume und den Wald hinter uns und mussten uns einen Platz für unser nächtliches Biwak suchen.
Wanderung zu den Seen Lac Faravel und Lac Palluel – Übernachtung und Tag 2
Es war gar nicht so einfach, einen Schlafplatz zu finden. Wir waren müde vom Wandern und es wurde langsam schweinekalt. Also entschieden wir irgendwann, einen Platz für unsere Zelte zu nehmen, obwohl dieser nicht gerade eben war. Zitternd vor Kälte bauten wir die beiden Zelte auf und nahmen unser Abendbrot zu uns. Dann, mit dem Verschwinden der letzten Sonnenstrahlen, verschwanden auch wir in unseren Schlafsäcken.
Glücklicherweise hatten wir gut gewählt und trotz Temperaturen kurz über dem Gefrierpunkt auf ca. 2.000 Meter Höhe, mussten wir nicht frieren. Dafür rutschten wir aber ständig auf unseren Isomatten bergab, was im Großen und Ganzen doch eine recht unruhige Nacht bedeutete.
Am nächsten Morgen standen wir mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen auf. Die Sonne wärmte alles schön auf und so konnten die Zelte und Schlafsäcke wunderbar trocknen, während wir frühstückten.
Frisch und munter wanderten wir dann in der Frühe bis zum Lac Faravel. Kaum ein Mensch war zu sehen und wir waren zumindest die meiste Zeit komplett alleine an dem wunderschönen See. Als wir zum Lac Palluel kamen, waren schon mehr Wanderer unterwegs und wir waren leider nicht mehr komplett alleine, trotzdem konnte von “voll” niemals die Rede sein.
Danach ging es wieder abwärts ins Tal. All die Höhenmeter, die wir zuvor hinter uns gebracht hatten, mussten nun wieder abgestiegen werden. Das geht ganz schön auf die Gelenke und die Knie – vor allem mit vollgepackten Wanderrucksäcken. Nichts desto trotz machten wir Meter um Meter, erreichten wieder die Baumgrenze und schließlich den Parkplatz.
Von hier wurde die Wanderung wieder leicht und am Abend kamen wir zurück auf den Campingplatz, wo unser Big Ben und eine Dusche schon sehnsüchtig auf uns warteten. Knapp 40 Kilometer und 1.700 Höhenmeter hatten wir in den beiden Tagen zurückgelegt und atemberaubende Ausblicke und absolute Ruhe genossen. Das schreit auf jeden Fall nach einer Wiederholung irgendwann.
Lac de Serre-Ponçon, wildes Camping in Frankreich
Die Wanderung war trotz ihrer Schönheit ziemlich anstrengend gewesen. Deshalb war es Zeit für etwas Entspannung und um etwas neues zu sehen. Auf Empfehlung unserer Freunde, die vor kurzem dort waren, fuhren wir in Richtung Embrun.
Bei Embrun erstreckt sich ein riesiger Stausee – der Lac de Serre-Ponçon. Der mehr als 20 Kilometer lange und maximal 120 m tiefe Stausee fasst etwa 1,2 Milliarden Kubikmeter Wasser. So ist er nicht nur ein riesiger Süßwasserspeicher, sondern schützt das folgende Tal auch vor Überschwemmungen, die vor der Zeit des Stausees durch die Durance öfter mal verursacht wurden. Hauptsächlich dient er jedoch zur Stromerzeugung. Die dort in den unterirdischen E-Werken erzeugte Energie entspricht zu 100% dem Energiebedarf des Départements Hautes-Alpes.
Davon aber mal abgesehen ist es auch einfach ein tolles Erholungsgebiet, dass von vielen als Wassersportgebiet genutzt wird. Am Rande des Sees suchen wir einen gemütlichen Freistehplatz. Dieser ist gut besucht und wir stehen nicht komplett alleine und doch ist jeder für sich. So ein bisschen erinnerte die kleine Landzunge an ein Hippiecamp: barbusige Frauen liefen herum und schwammen im See, langhaarige junge Menschen chillten am Strand oder liefen Slackline, Musik erklang von hier und da und alles war harmonisch und zufrieden, hier im kleinen Paradies – wäre da nicht das Feuer…
Am Abend, gerade als wir das Abendessen präparieren wollten, sahen wir plötzlich eine dicke Rauchsäule von der anderen Seite der Bucht aufsteigen. Gar nicht weit weg von uns. Schnell holten die Slacklinebesitzer ihre Leinen rüber, die über die schmale Bucht auf die eben entzündete Seite gespannt waren. Rote Flammen ließen sich zwischen den grünen Zweigen der Bäume ausmachen. Ob da wohl ein Lagerfeuer außer Kontrolle geraten war?
Die Feuerwehr wurde verständigt. Boote blieben in sicherer Entfernung stehen – alle schauten gebannt auf das grausame Schauspiel. Ob wir wohl das Feld hier räumen mussten? Sicherheitshalber packten wir unsere Sachen schon mal abfahrtbereit ein. Man weiß ja nie. Doch bald hörten wir die rettenden Sirenen. Die Feuerwehr rückte an und konnte nach einiger Zeit das Feuer bezwingen. Die Ruhe kehrte wieder zurück. Keiner wusste, warum das Feuer ausgebrochen war, aber an diesem Abend sah man kein einziges Lagerfeuer.
Langsam zurück
Am nächsten Tag, nachdem wir uns den Vormittag ausgiebig mit Ausruhen und Schwimmen beschäftigt hatten , fuhren wir weiter. Es ging, weil es einfach so unglaublich schön ist, noch ein Mal klettern in Prelles.
Auch den Bikepark in La Salle-Les-Alpes besuchten wir nochmal. Diesmal war es aber noch staubiger und somit auch noch rutschiger, was langsam weniger Spaß machte. Deshalb entschieden wir uns, eine längere ausgeschilderte Rundtour zu fahren in der Hoffnung, dass die Wege hier nicht so abgefahren und weniger staubig waren. Und tatsächlich, die Wege waren traumhaft schön und der Grip wieder da. Unglaublich, dass wir mehr als drei Stunden lang völlig alleine unterwegs waren mit den Bikes. Kein Wanderer, kein anderer Biker in Sicht. Nur die Berge, der blaue Himmel und wir. Gegen Ende der Tour ging es über einen anderen Trail wieder hinunter ins Tal und über die Landstraße zurück nach La Salle-Les-Alpes und zum Stellplatz.
Weil wir uns noch nicht so ganz losreißen konnten, gingen wir noch ein letztes Mal in Prelles klettern, dann mussten wir langsam aber wirklich die Heimreise antreten. Und so fuhren wir mit Zwischenstopp am Lac de Paladru und Belfort wieder zurück nach Hause.
Vier Wochen sind wir so dem Alltag entflohen und bereuen keine Sekunde, es getan zu haben. Trotz Corona-Pandemie, hin und wieder ein kleines oder größeres Gewitter, hatten wir die Seele baumeln lassen können und dank geringer Touristenzahlen und der Möglichkeit im Wohnmobil doch immer für uns zu bleiben, auch kein höheres Risiko eingehen müssen, als zuhause eben auch.