Mal woanders hin, wo nicht jeder hinfährt. Das war der Plan. Aber wohin? Wir wollten unser neues rollendes Zuhause im ersten Urlaub nicht zu weit durch die Welt fahren und doch neues Entdecken. Also haben wir uns im Osten umgesehen.
Inhaltsverzeichnis
Unsere Rundreise: Polen, Slowakei und durch Tschechien zurück
Wer kennt sie nicht, die längst ausgelutschten Sprüche wie „machen Sie Urlaub in Polen – Ihr Auto erwartet Sie bereits“ oder „heute gestohlen, morgen schon in Polen„? Nicht gerade freundlich, was man über unsere östlichen Nachbarn so behauptet. Und auch wenn sich die polnische Ostsee oder die Masuren langsam zu touristischen Zielen mausern, bleibt es im Großen und Ganzen für viele Deutsche doch ein eher unbeachtetes Ziel.
Die Slowakei fristet in den Köpfen ebenfalls ein eher gespenstisches Dasein. Sie wird gerne mal komplett vergessen, bei vielen älteren Menschen ist die Trennung der Tschechoslowakei noch nicht in den Köpfen angekommen. Tschechien kennt man ja auch nur wegen der günstigen Preise für Zigaretten und Co. auf dem Tschechenmarkt nahe der Grenze. Aber sonst?
Für uns waren all diese Vorurteile und Unkenntnisse Grund genug, selbst zu entdecken, was diese drei Länder so zu bieten haben. Denn auch in Rumänien haben wir uns vor zwei Jahren trotz der allgemeinen Vorurteile und Warnungen direkt verliebt. Auch trieb uns unser Expeditionsmobil dazu, uns erstmal nicht allzu weit von zuhause zu entfernen, falls doch etwas kaputt gehen sollte. So sind die Nachbarn doch ein gutes erstes Ziel, um unseren Big Ben, wie das Mobil heißt, genauer kennen zulernen.
Wir fahren gen Osten – erster Stop: Chemnitz
Wenn wir ohnehin nach Polen wollen, was liegt da näher, als unsere Freunde in Chemnitz endlich mal wieder zu besuchen. Also lag unser erstes Etappenziel tatsächlich in Deutschland.
Um die großen Ferienstaus zu vermeiden, beschlossen wir am Samstag früh morgens um 5 Uhr aufzubrechen und unterwegs zu frühstücken. Das klappte gut und so rollten wir völlig stressfrei auf nahezu leeren Autobahnen dahin. Wir kamen gut voran, wäre da nicht die lästige Warnlampe des Bremssystems, die warnend rot die Armaturenanzeige erleuchtete. Schade, dass unsere Werkstatt, bei der unser Big Ben ein paar Tage vorher in Inspektion war, heute geschlossen hatte.
Also zog Christa ihren Joker aus der Tasche. Ein guter Kumpel, der wahrscheinlich schon mehr Lebenszeit mit dem Kopf unter Motorhauben als sonstwo verbrachte, stand uns telefonisch mit Ratschlägen, Tipps und Prüfungsmöglichkeiten zur Seite. Schnell hier ein paar Dinge geprüft, den Kopf ein paar mal unter Big Bens kolossalen Körper geschwungen und schon waren alle möglichen gravierenden Fehler der Bremsanlage ausgeschlossen. „Masseproblem“ war deshalb die Antwort. Scheiß Elektrik. Aber gut, damit können wir leben, denn es funktioniert ja soweit alles – sogar die Leuchte leuchtet.
Früher als geplant erreichten wir Chemnitz gegen Mittag. Wir freuten uns, doch etwas mehr Zeit mit unseren Freunden verbringen zu können und schauten uns nach dem gemeinsamen Mittagessen das Schloss Augustusburg an. Den Abend ließen wir beim Grillen ausklingen.
Auch den nächsten Vormittag verbrachten wir noch mit unseren Freunden. Da das Wetter aber nicht so ganz mitspielen wollte, besuchten wir eine Trampolinhalle in Chemnitz und tobten uns so richtig aus, bevor wir am Nachmittag weiterfuhren.
Kulturinsel Einsiedel
Mit einem heißen Tipp in der Tasche verließen wir Deutschland noch nicht gleich. Unsere Freunde schickten uns zur Kulturinsel Einsiedel. Und was sich so furchtbar langweilig anhört, entpuppte sich als absolut sehenswerter und verrückter Freizeitpark. Nachdem wir eine Mautbox für die polnischen Autobahnen besorgt hatten, übernachten wir dann aber erstmal in der Umgebung des Parks, um einen ganzen Tag im Park nutzen zu können.
Das Schild hier auf dem Parkplatz weist dezent darauf hin, dass hier auf dem Besucherparkplatz nicht übernachtet werden darf. Jetzt wissen wir, wie die Autos in die Bäume gekommen sind. Auf dem Parkplatz gibt es die ersten Infos zum Park. Verrückt? Ja. Die Kulurinsel Einsiedel ist eine Reise wert. Huch, wie kam der denn dahin? „Wir sind froh, nicht normal zu sein“. Stimmt. Da wir niemanden fanden, der uns auf den Stellplatz der Kulturinsel gelassen hat, haben wir uns woanders ein schnuckeliges Plätzen gesucht. Um uns herum waren nichts als Felder. Hier stören wir niemanden und können getrost die Nacht verbringen. Das Wetter war am Abend noch wechselhaft und bescherte uns einen schönen Regenbogen. Nach kurzem Regenschauer war das Wetter aber schnell wieder gut und wir verbrachten eine herrlich ruhige Nacht in den Feldern nahe der deutsch-polnischen Grenze
Die Kulturinsel Einsiedel kommt völlig ohne elektrische Fahrgeschäfte aus, bietet aber dafür absolut abgefahrene Holzbauten, die teilweise unterirdisch, teilweise über Irrwege und teilweise mit Gittergängen verbunden sind.
Es gibt hier einfach unglaublich viele Irrwege und Geheimgänge zu entdecken. Diese Metallröhren sind für Erwachsene schon fast eine Herausforderung, weil sie teilweise steil abfallen und in sich verwunden sind. Für Kinder ein toller Platz zum Spaß haben. Aber auch Erwachsene haben hier, wenn sie sich darauf einlassen, viel Spaß Ja, wer schaut denn hier aus der Röhre? Nachteil für Erwachsene: man ist eben größer als die Kinder und muss damit rechnen, auch mal „stecken zu bleiben“. Aber keine Angst – wer über sich selbst lachen kann, hat hier eine Menge Spaß. Was ist das? Ein Klettergerüst? Eine Rutsche? Beides? Oh ein mit Luft gefüllter Ballon. Lasst uns drauf springen und die anderen damit umwerfen 😉
Wir verbrachten fast den ganzen Tag im Park, der völlig verrückt schein und doch mit einfachen Mitteln gestaltet ist und uns begeisterte. Ein absoluter Tipp also für jedes Kind und kindgebliebene Erwachsene. Denn als Erwachsener muss man sich durch so manch engen Gang quetschen und den ganzen Blödsinn mitmachen, sonst kann der Park langweilig werden. Wer sich also nicht zu schade ist, durch Gänge zu kriechen, sich zu verlaufen und über sich selbst zu lachen, der ist hier genau richtig. Ganz nebenbei lernt man sogar noch etwas. Es gibt hier auch ein Restaurant, das mit Lagerfeuern zum Würstchen grillen lockt und viele Sitzgelegenheiten, falls einem doch mal die Puste beim Toben ausgeht.
Die Kulturinsel Einsiedel bietet nicht nur den Spaßfaktor eines reinen Freizeitparks. Infotafeln und Sehenswertes gibt es auch. Eigentlich ist so ein Tag dort viel zu kurz. Die Macher der Kulturinsel sind Holzdesigner. Verrückte Holzdesigner, die aber doch viele tolle Ideen haben. verrückt Hier ist die Grenze zwischen Deutschland und Polen. Die Kulturinsel Einsiedel verbindet die beiden Länder. Das Panzernashorn. Die Kulturinsel Einsiedel spielt auch mit optischen Reizen. Das sieht man hier… … und hier, wenn man den Blickwinkel verändert und aus Ronja plötzlich eine reitende Elfe wird.
Polen – Wälder, Wiesen und Se(h)en
Nachdem wir uns am fortgeschrittenen Nachmittag von der Kulturinsel Einsiedel losgerissen hatten, fuhren wir am gleichen Tag noch über die Grenze.
Da sind wir nun in diesem Polen. Was uns wohl erwartet? Nur nette Leute und die jungen können sogar alle etwas Englisch – das hatte uns zumindest unser polnischer Nachbar gesagt. Das erste, was uns begegnet, sind ausgedehnte Wiesen und viele kleine Seen. Wir suchen einen Schlafplatz. Aber wir brauchen auch bald Wasser. Also ein Schlafplatz an einem See? Klettern wollen wir auch – doch lieber gleich ins Klettergebiet? Ach, wir beschließen der Einfachheit halber auf einen Campingplatz zu gehen.
Google hilft uns bei der Suche nach einem Platz in der Nähe des Klettergebietes, das wir aufsuchen wollten. Ein kurzer Anruf bestätigt: es ist Platz für ein großes Wohnmobil vorhanden. Der nette Betreiber weist uns aber auch auf den Forstweg hin, der bis zum Campingplatz führt.
Camping Tabor Pod Krzywą
Big Ben kämpft sich also tapfer den schmalen Forstweg hoch. Die Bäume stehen immer enger, kratzen schon am Aufbau entlang und Christa muss sogar einen Ast mit der Axt aus dem Weg räumen. Ob das wirklich der richtige Weg ist? Ja, das ist er. Irgendwann kommen wir tatsächlich auf dem Campingplatz Tabor Pod Krzywą an.
Der Campingplatzbetreiber schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und lacht. „Ihr kommt mit einem Laster“ , ruft er uns in gutem Deutsch entgegen. Er hat unser Nummernschild also gesehen und weiß, woher wir sind. „Damit habe ich nicht gerechnet, als ihr von einem Wohnmobil gesprochen habt. Aber jetzt weiß ich, dass auch LKW hier hoch kommen.„
Auch wir sind erstaunt: Big Ben passt nicht auf die kleine Zeltwiese. Generell passt da kein Auto hin. Wir dürfen aber auf dem Parkplatz davor bleiben und uns dort häuslich einrichten.
Erstmal ankommen
Wir wollen erstmal mental in Polen ankommen und beschließen, hier mindestens zwei Nächte zu bleiben. Der kleine Platz hat viel Charme und der Betreiber ist sehr herzlich. Der Platz selbst liegt abgeschieden und idyllisch im Wald. Die sanitären Anlagen sind sehr einfach aber sauber. Trinkwasser gibt es aus der nahe gelegenen Quelle. Zum Klettergebiet sind es ca. 15 Minuten zu Fuß den Berg hinauf und wandern oder mountainbiken kann man hier angeblich auch gut. Unsere Bedürfnisse sind also komplett gestillt.
Tim freundet sich etwas mit dem Sohn des Platzbetreibers an und auch wir profitieren vom kletterbegeisterten Betreiber, der selbst viele der hier umliegenden Routen erschlossen hat. Beim abendlichen Plausch erzählt er uns, dass er das seit über dreißig Jahren existierende Camp hier übernommen hat, damit die Kletterer hier einen Ort haben, um den sich gekümmert wird. Während jetzt unter der Woche wenig los sei, kämen am Wochenende oft weit über hundert Kletterer hier her. Man kennt ihn halt in der Kletterszene Polens.
Da wir es lieber ruhig mögen, blieben wir nur bis Freitag. In der Zeit dort kletterten wir, fuhren Mountainbike und wanderten. Wir waren begeistert von der Natur und den Wäldern und den atemberaubenden Aussichten wie zum Beispiel am Kreuzberg.
Erstmal den beim Campingplatz geliehenen Kletterführer studieren. Aller Anfang ist schwer. Immer mal wieder. Ja, es war sogar richtig kalt, als wir hier waren. Da musste man sich bewegen, um warm zu bleiben. Die Wälder und die Umgebung gefielen uns hier so gut, dass wir direkt in den Urlaubsmodus gefallen sind. Die Wanderwege waren zum Teil steil und felsig aber wurden mit herrlichen Aussichten belohnt. Die Aussicht am Kreuzberg ist herrlich. Auch die Mountainbiketouren in Polen waren schön, spannend und abwechslungsreich.
Die Felsenstadt
Nachdem wir von unserem ersten längeren Stop aufgebrochen waren, beschlossen wir, einen Abstecher nach Tschechien zu machen, um die Felsenstadt in Adersbach-Weckelsdorf aufzusuchen. Auch das war ein Tipp unseres letzten Gastgebers auf dem Campingplatz und der Besuch hatte sich wirklich gelohnt.
Wer Felsen mag, so wie wir, der wird sowieso begeistert sein. Aber auch für jeden anderen Besucher bietet die Felsenstadt ungewöhnliche und beeindruckende Felsformationen.
Wie unzählige Hochhäuser ragen die Felsnadeln und Sandsteinterrassen in den Himmel. Dazwischen sind Wanderwege, die sich durch die Felsriesen hindurchschlängeln. Klar, hier muss man mit vielen Touristenströmen rechnen, aber um so etwas zu besichtigen kann man sich auch getrost mal mit dem Strom mitreisen lassen.
Klettern kann man hier auch. Wir haben uns das aber gespart ins Rampenlicht der Besucher zu treten.
Wir übernachteten dann auf einem günstigen Stellplatz direkt an einem Badesee. Der Sommer war mittlerweile zurückgekehrt und ein Sprung in den See eine willkommene Abwechslung.
Hier stehen wir auf einem tollen Stellplatz mit Badesee. Die Übernachtung kostete kaum mehr als der Eintritt zum See. Das Wetter war auch schon wieder besser aber der See noch sehr kühl. Trotz offiziellem Stellplatz standen wir nahezu alleine auf dem Platz. Landschaftlich gefiel und Polen ganz gut. Wir genießen unser Frühstück am Badesee.
Bikepark Palencia
In der Stadt Ustrón machten wir den nächsten größeren Stopp. Wir richteten uns auf dem direkt an der Weichsel gelegenen Campingplatz Jaszowiec ein.
Zwar waren die Bikepacours des Bikepark Palencia ganz in Ordnung, doch der hiesige Sessellift eine mittelschwere Katastrophe. Es gab keine richtige Haltevorrichtung für die Bikes und das Hinsetzen und Festhalten des Bikes gestaltete sich für Ungeübte als schwierig. Nachdem Eric und Christa herausgefunden hatten, dass man das Pedal in den Sitz des Lifts einhaken sollte und dann das Bike entsprechend festhalten sollte, ging es zwar einigermaßen, aber auch das Absteigen vom Lift war nicht immer einfach. Es wundert uns, dass es keine Verletzten dabei gab.
Die Abfahrten machten Spaß. Der rudimentäre Lift aber nahm etwas die Freude am Fahren und so kehrten sie irgendwann wieder zum Platz zurück. Claudia und die Kinder waren ebenfalls in Ustrón unterwegs gewesen und schauten sich die Umgebung an.
Die Stadt Ustrón wird uns wohl ewig in Erinnerung bleiben als Stadt mit dem besten Restaurant in dem wir jemals waren und dem schlechtesten Bikelift, den wir je benutzt hatten.
Wunderschönes Krakau
Wer das südliche Polen besucht, der sollte Krakau unbedingt anschauen. Das haben wir schon oft gehört und deshalb war das für uns klar, dass wir uns die Stadt auch mal anschauen wollten.
Vom überwachten Stellplatz „Elcamp“ fuhren wir mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Innenstadt. Und was soll ich sagen? Wir waren beeindruckt. Von der unglaublichen Auswahl an vegetarischen Restaurants, von den wunderschönen Gebäuden und den unendlich vielen Eindrücken.
Leider hielt Krakau für uns auch ein nettes kleines Unwetter bereit. Während wir über den Platz vor der Marienbasilika schlenderten, brauste der Wind ordentlich auf. Die hier aufgebauten Marktständchen mussten in Windeseile abgebaut werden und flogen teilweise schon herum. Während viele andere Touristen einen trockenen Platz unter einem der Dächer suchten und mit ihren Handys die wegfliegenden Stände filmten, taten uns die Besitzer leid. Wir krempelten also die Ärmel hoch und halfen dabei, zwei Stände mit abzubauen und die Waren und Schirme der Besitzer vor dem Unwetter zu schützen.
Nachdem das Unwetter vorbeigezogen war schauten wir uns weiter in der Stadt um, schlenderten zur Burg Wawel und fuhren nach einem leckeren Abendessen zurück zu unserem Big Ben.
Leider wollte das Wetter nicht so mitspielen, als wir Krakau besuchten. Als wir am Markplatz vor der Marienbasilika ankamen, wurde es ungemütlich. Der Wind brauste auf und die Stände mussten schnell abgebaut werden. In einer Pizzaria suchten wir Unterschlupf vor dem Regen. Nachdem wir den Regen und das Unwetter überstanden hatten, hatten wir noch einen richtig schönen Abend in der Stadt In Krakau besuchten wir nach dem Unwetter noch die Burg Wawel. Ein lohnenswerter Ausflug Während wir das wunderschöne Krakau besichtigten, harrte Big Ben auf dem Stellplatz Elcamp aus.
Krakaus Umland
Ein Tag in der Großstadt reicht uns und so beschlossen wir, wieder weiter zu ziehen. Wir wollten wieder klettern und das Umland von Krakau bietet unzählige Möglichkeiten dazu.
Wir meldeten uns per Mail auf dem Campingplatz Brandysówka an. Dieser gilt als guter Ausgangspunkt für die Klettergebiete, die wir besuchen wollten. Die schriftliche Anmeldung per Mail ist nötig, weil man nur so ein Permit für die Straße bekommt, die dorthin führt.
An manchen Stellen war es etwas enger. 2,9 m stand auf dem Schild vor der Brücke. Big Ben ist definitv höher. Aber nachdem ein Sattelzug ohne Probleme unter der Brücke durchfuhr, trauten wir uns auch. Das mit dem Messen üben wir also nochmal nochmal. Gut für uns, denn so mussten wir keinen Umweg fahren. Zugegeben, die Zufahrtsstraße zum Campingplatz ist etwas eng, aber da man hier nur mit Permit fahren darf, ist ja nicht so viel Verkehr hier.
Und während wir zum Campingplatz fuhren, beeindruckte uns Polen wieder mit seiner Natur. Unser Platz lag in einem hübschen Tal umgeben von Wald, Kletterfelsen und einem klaren Bächlein. Wir konnten uns gar nicht satt sehen und auch wenn das Wetter wechselhaft blieb, konnten wir hier eine Menge unternehmen und endlich mal wieder klettern.
Die Kletterei war locker – leider eher in Bezug auf die Felsen und nicht auf die Schwierigkeit – aber trotzdem sehr schön.
Die Kinder fanden Kameraden auf dem Platz zum spielen und zum Zeitvertreib. Der kleine Bach bot Tim regelmäßig Abkühlung und sorgte dafür, dass wir auch wieder genug Wäsche zum waschen hatten – nicht dass uns langweilig werden könnte. In den regenlosen Zeiten genossen wir das Campingplatzleben mit Lagerfeuer, langen Spaziergängen und neuen Kontakten und Bekanntschaften. Immer wieder gab es leckeres Brot oder Brötchen aus unserem Omnia*, der in keiner Campingküche fehlen sollte.
Camping? Lagerfeuer? Grillen? Na klar! Was denn sonst? Den einen oder anderen Regentag gab es auch mal zwischendurch. Aber so einen Regen kann man in unserem Ben auch wunderbar mal aussitzen. Besonders praktisch ist unsere Airlineschiene an Bens Seite. Sie ist multifunktional und dient unter anderem als Mülltütenhalter, als Regenjackenhalter oder als Halter für unsere Bestecktasche. Unsere Außenküche ist als Schublade aus dem seitlichen Staufach ausziehbar. Wir lieben sie einfach. An einigen Stellen locken wirklich tolle Kletterfelsen mit einladenden Wiesen drum herum. Das Klettern selbst war locker – weil man bei jedem Zug seinen Griff herausnehmen konnte – nicht wegen der Schwierigkeit Omnia sei Dank, dass wir auch in Polen auf dem Campingplatz unser leckeres Brot zum Frühstück genießen können. Unsere neue Kaffeemaschine aus dem Shop von Q-Adventuregear hat sich auch bewährt. Wer zu faul ist, um für frisches Wasser umzuparken, der muss es eben lassen. Zum Glück haben wir einen Wasserfilter und können den neben uns liegenden Fluss anzapfen. So können wir die Filter natürlich nicht weiter verwenden. Deshalb werden die Filter auch außen gereinigt und abgeschliffen, damit die Durchflussmenge auch wieder passt. Ja, man kann den Omnia auch über der Glut eines Lagerfeuers nutzen um seine Brötchen zu backen. Wir lieben dieses gemütliche Leben auf Reisen einfach. Bleiben, wo es uns gefällt, egal ob auf einem Campingplatz oder frei in der Natur, Lagerfeuer, grillen und Kletterfelsen.
Bikepark Kasina
Einige Tage lang genossen wir das „zivilisierte Campingleben“ bevor es für uns wieder weiter ging. Ziel war der bekannteste Bikepark in Polen: der Bikepark Kasina.
Am Park war man so nett und hat uns direkt auf dem Parkplatz schlafen lassen. So konnten wir morgens direkt mit Eröffnung des Bikeparks starten und im Gegensatz zum Bikepark Palencia war Kasina ein Traum: ein funktionierender Lift mit eigener Bikehalterung, toll ausgebaute Strecken in allen Schwierigkeiten, Restaurant und Fahrradverleih. Alles, was ein Biker so gebrauchen könnte. Auch ein kleiner Pumptrack und ein Spielplatz ist dabei. Dort hatte sich Tim ordentlich ausgetobt. Aber auch die Family Line ist er mit uns runtergedüst und hatte als Anfänger viel Spaß beim ausprobieren.
Wir sind am größten Bikepark Polens angekommen und die Vorfreude ist schon spürbar. Wir durften sogar netterweise auf dem Parkplatz des Bikeparks übernachten. Nachdem der Park geschlossen hatte, waren wir ziemlich allein auf dem Parkplatz. Erst nach Einbruch der Dunkelheit kamen ein paar Jungs mit ihren Autos auf den Platz, um ein paar Runden mit ihren Autos zu drehen. Sie störten aber nicht weiter und waren schnell verschwunden und wir hatten eine herrliche Nachtruhe. Der Spaziergang zum Bäcker am Morgen war dann doch abenteuerlicher als ursprünglich gedacht. dav Neben dem Bikepark Kasina gibt es einen Spielplatz und einen Pumptrack für die Kids. Der Lift des Bikeparks Kasina gefiel uns doch besser als im Bikepark Palencia. Wir mussten hier unser Bike nicht selbst festhalten und auch der Lift wirkte… stabiler. Direkt neben dem Bikepark Kasina verläuft eine Bahnlinie auf der eine historische Lok zugange ist.
Bye Polen – Hallo Slowakei
Die Slowakei beeindruckte uns ebenfalls gleich mit ihren tollen Wäldern. Den ersten Tag aber verbrachten wir nicht einfach nur draußen in der Natur, sondern in einem Freilichtmuseum. Ähnlich dem Hessenpark in Deutschland bot uns das Museum Orava bei Zuberec einen Einblick in das Leben der slowakischen Gesellschaft von früher. Originale Häuser wurden in der Slowakei abgebaut und hier wieder aufgestellt. Beim Spaziergang durch das Dorf gab es allerhand zu entdecken.
Nächster Stopp: Slowakei Unser erster Eindruck von der Slowakei ist schon mal ganz nett. Vor den Toren des Museums Orava verbrachten wir zwei Nächte. Das Stehen hier wird geduldet und wir waren nicht die einzigen Camper, die hier eine Nacht verbrachten. Das störte die Idylle aber keineswegs. Obwohl er sich im Schlamm auch so richtig dreckig machen kann, ist Ben doch eigentlich ein Sonnenanbeter wie wir. Auch hier fand Tim neue Freunde. Das Museum Orava ist etwa mit unserem Hessenpark vergleichbar. Ein wundervolles Freilichtmuseum, das uns in eine andere Zeit entführt.
Auch das Umland hier war toll und die riesigen Wälder waren voller wilder Heidelbeeren, die dem Sommer einen süßen Beigeschmack verliehen. Und endlich hatte auch das ewige Umrechnen des Geldes wieder ein Ende, denn im Gegensatz zu Polen ist in der Slowakei der Euro das Zahlungsmittel.
Auch die Spaziergänge durch die slowakischen Wälder haben uns sofort beeindruckt. Nachdem wir bei Zuberec ein wenig durch die Wälder spazierten, fuhren wir mit der Bimmelbahn zurück zum Museum Orava und somit auch zurück zu unserem Ben. Die Wälder rings um das Freilichtmuseum Orava waren voller wilder und leckerer Heidelbeeren. Vor dem Freilichtmuseum gibt es einen Kletterwald aufgeteilt in einen Kinderpacours und einen für Erwachsene. Tim ließ es sich nicht nehmen, sich dort auszutoben. Wie so oft in diesem Urlaub zogen gegen Abend dicke Gewitterwolken auf.
Tatralandia – Rutschenparadies für Wasserratten
Als Kletter- und Wanderfreunde ist es natürlich klar, dass wir nun auch den nördlichen Teil der Karpaten, die Tatra, besuchen werden. Aber bevor wir die armen Kinder aber wieder mit Wanderungen quälen, stimmen wir sie versöhnlich und machen Zwischenstopp im Tatralandia. Das ist ein riesiges Freizeitbad mit insgesamt 28 tollen Wasserrutschen aller Facetten. Das Wasser in den Rutschen ist überall extrem warm und so kühlt man nicht aus.
Hätten wir den Kindern erzählt, sie müssten an einem Tag hunderte von Treppenstufen laufen, hätten sie wohl gestöhnt und sich beschwert. Hier sind sie aber die Treppen nur so hoch geflogen um möglichst schnell mit einer der vielen Rutschen zu rutschen. Egal ob Reifenrutsche, mit Matten oder auf dem Po – egal ob alleine oder mehrere Personen zusammen – das Rutschen und Treppenlaufen nahm kein Ende.
Leider haben wir von diesem tollen Tag keine Fotos, weil wir die Kamera und die Handys nicht mit ins Bad mitgenommen haben.
Slovenski Raj – das slowakische Paradies
Seinem Namen alle Ehre macht das Naturschutzgebiet Slovenski Raj, was übersetzt slowakisches Paradies bedeutet. Auf dem Campingplatz Podlesok richteten wir uns häuslich ein. Es kam uns zudem ganz gut gelegen, dass es hier auch eine Waschmaschine gab.
Online hatte der Campingplatz ziemlich schlechte Bewertungen eingefangen. Wir konnten das nicht so ganz nachvollziehen. Wir kamen hier gut zurecht. Wir mögen Campingplätze ohne Parzellen lieber als welche mit Parzellen. Und wir mögen es luftig um uns herum. So wie hier. Unser Expeditionsmobil Big Ben hat noch ein paar Baustellen. So haben wir zum Beispiel auch mal auf dem Campingplatz zwei undichte Klappen neu eingebaut.
Direkt am Campingplatz beginnen verschiedene Wanderstrecken, die in die umliegenden Wälder führen. Verschiedene Wanderwege führen durch verschiedene Schluchten hinauf. Bei einem kurzen Aufenthalt kann man gar nicht alles entdecken, was es hier zu sehen gibt. Wir entscheiden uns für die Wanderung Suchá Belá. Dort durchqueren und überqueren wir immer wieder den gleichnamigen Bach. Mit Hilfe von zahlreichen Leitern und Stegen klettern und wandern wir an Wasserfällen entlang oder auf künstlich angelegten Wegen über dem Fluss bis hoch zu seiner Quelle. Selten sind die Kinder mit solch einer Begeisterung gewandert. Allerdings muss man auch sagen, dass unsere zwei schon sehr trittfest und sicher sind. Kinder, die schwieriges Gelände nicht gewohnt sind, haben es hier nicht immer leicht und benötigen mehr Hilfe und Aufmerksamkeit.
Der Wanderweg am Sucha Bela entlang ist wunderschön. Immer wieder überquert man den kleinen Bergbach in der Klamm. Entweder man muss zu Fuß durch das Wasser oder es gibt Leitern, die in einigem Abstand zum Sucha Bela über das Wasser führen. Deshalb ist die Wahl des richtigen Schuhwerks wichtig und nicht einfach. Wir entschieden uns für Treckingsandalen, die auch mal nass werden dürfen und Badelatschen. Für schwierige Passagen hätten wir aber auch Wechselschuhe dabei gehabt. Man muss aber dazu sagen, dass selbst die Kinder sehr trittsicher sind. Die Wanderung begeisterte auch die Kinder. Noch nie waren sie so schnell und ohne Meckern einen Berg hoch zur Quelle gelaufen. Trittsicherheit war sowohl auf den Wegen durch das Geröll und den herumliegenden Hölzern als auch auf den Metallleitern wichtig. Die großen Metallleitern sind nichts für schwache Nerven. Es geht hoch hinauf. Wir sind an der Quelle des Sucha Bela angekommen. Ab hier wird der Weg wieder leichter. An der Quelle machten wir kurz Rast bevor wir mit dem Abstieg zurück zum Campingplatz begannen.
Man zahlt als Wanderer 1,50 € am Eingang der Wanderwege. Das Geld wird in die Instandhaltung der unzähligen Leitern, Brücken und Gehwege investiert. Da der Slovenski Raj im Bärengebiet liegt, sollte man nach Sonnenuntergang und vor Sonnenaufgang nicht mehr im Wald unterwegs sein. Aber auch wenn wir keine Bären oder Anzeichen von Bären gesehen haben, waren wir zutiefst beeindruckt von dem Gebiet und können es jedem begeisterten Wanderer nur ans Herz legen. Etwas vergleichbares ist schwer zu finden.
Mit dem Rad erkundeten wir die nähere Umgebung und fanden dabei auch ein paar kleine Kletterfelsen. Das Klettern hier machte uns wirklich Spaß, weil wir endlich mal kompakten und nicht brüchigen Fels in den Händen hatten.
In der Slowakei entdeckten wir wundervolle Wanderwege und herrliche Wälder. Damit die Wanderwege des „slowakischen Paradieses“ in Schuss gehalten werden können, muss man einen Eintritt zahlen. Die 1,50 Euro tun aber nicht weh und dienen dem Naturpark und machen ihn zu einem tollen Erlebnis. In diesem Gebiet konnten wir etwas entspannter klettern, weil die Steine nicht so lose waren. Der Urlaub tut auch den Kindern gut. Hier können sie sich nach Herzenslust austoben. Sonnenschein, die Füße im Wasser, ruhiges Geplätscher – so sind auch die Hausaufgaben in den Ferien leichter erträglich.
Wandern, Rasten und Genießen
Wir verbrachten noch ein paar tolle Tage in der Slowakei bevor es für uns wieder Zeit wurde in Richtung Heimat aufzubrechen. Wir genossen die Natur bei Wanderungen und wenn wir ganz alleine irgendwo im Nirgendwo standen. Aber das Ferienende kam näher also ging es für uns bald nur noch westwärts.
Bei Súľov – Hradná gingen wir auf unsere letzte Wandertour. Es war eine sehr schone Tour an einem Waldlehrpfad mit vielen Stationen und atemberaubenden Ausblicken entlang. Zugegeben, der Aufstieg ist anstrengend, aber es lohnt sich. Der Ausblick ist fantastisch. Unterwegs kommt man an einer alten Burgruine vorbei. Man kann die Burgruine erkunden. Ganz ungefährlich ist es aber nicht. Man muss trittsicher sein, um die Stahlleiter zu erklimmen und sich durch das Loch zu zwängen. „Da hinten steht Big Ben, seht ihr?“ Wieder durch das Loch nach unten zu kommen ist übrigens auch nicht so einfach.
Tschechien und der Weg nach Hause
Wieder überquerten wir die Tschechische Grenze und so langsam wurde uns bewusst: es geht nach Hause. Wir genossen die letzten Übernachtungen im Grünen und steuerten auf die Landeshauptstadt zu. Bis nach Hause war es nun nicht mehr weit.
Viele fragen sich, was man in einem Wohnwagen oder Wohnmobil so zum Essen machen könnte. Für uns ist klar, es gibt ähnliche Gerichte wie zu Hause. So wie hier: Pfannkuchen gefüllt mit Champignons und Lauch. Lecker. Die schönste Zeit des Tages: Morgens, wenn die Welt mit den ersten Sonnenstrahlen erwacht. Wir verbrachten eine Nacht an einem hübschen kleinen See.
Prag – feuchtfröhliche Stadbesichtigung
Da Prag eine tolle Stadt ist, machten wir hier natürlich ebenfalls einen Zwischenstopp. Google half uns wieder bei der Campingplatzsuche und so landeten wir auf dem Campingplatz Matyás.
Der Platz gefiel uns sehr gut und er bot mehr Comfort, als wir überhaupt benötigten: frei nutzbare Fahrräder, Fön und Kosmetikartikel in den Bädern und eine sehr herzliche Betreiberin. Sie erklärte uns in gutem deutsch, wie wir mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt kommen.
Prag erschlug uns ein wenig. Die Stadt ist architektonisch wirklich toll, aber es war so viel los, dass man sich kaum bewegen konnte. Und zu allem Überfluss brach wieder einmal ein Unwetter über uns herein. Irgendwie wollte das mit den Stadtbesichtigungen in diesem Urlaub nicht so recht klappen.
Wir warteten die Regenperiode ab und setzten unseren Stadtrundgang wieder fort. Vollgepackt mit tausend Eindrücken kamen wir spät wieder zum Campingplatz zurück.
Auf unserer Rückreise nach Deutschland blieb uns für Tschechien nicht so viel Zeit übrig. Prag haben wir uns natürlich trotzdem angeschaut. Die Prager Rathausuhr gehört zu den Wahrzeichen Prags. Zeit für Kaffee muss sein. Das Tanzende Haus. Über unzählige Brücken kann man die Moldau überqueren. Die Karlsbrücke ist die wohl bekannteste Brücke Prags. Der letzte Campingplatz, den wir besuchten, war zugleich der teuerste aber auch ganz besonders. In Prag standen wir auf dem Campingplatz Matyas. Hier kann man kostenlos Räder ausleihen und seine nette Gastgeberin muss man einfach ins Herz schließen.
Jeder Urlaub endet
Bald waren wir wieder zuhause. Die dreieinhalb Wochen vergingen doch wie im Flug. Wieder haben wir viel erlebt und gesehen und können rückblickend sagen, dass wir alles richtig gemacht haben. Während es in Deutschland zeitweise wirklich heiß war, waren bei uns die Temperaturen meist im angenehmen Bereich. Und auch wenn wir öfter mal einen Regenschauer abbekommen haben, konnten wir unglaublich viel unternehmen.
Alle drei Länder hatten ihre Besonderheiten , auch wenn Polen auffällig viele Verbotsschilder für Fahrzeuge über 3,5t hatte, haben wir wirklich überall tolle Plätze gesehen und in allen Ländern ausschließlich mit freundlichen und aufgeschlossenen Menschen zu tun gehabt.
Stellenweise waren wir erstaunt, wie gut die Netzabdeckung für das mobile Netz war und dass wir selbst im Nirgendwo besseren Empfang hatten als stellenweise zuhause. Polen steht uns mittlerweile in nichts nach und ist touristisch durchaus attraktiv. Aber auch die Slowakei holt in diesen Dingen auf. Und Tschechien ist weit mehr als eine günstige Einkaufsmöglichkeit.
Wir haben von allen drei Ländern jeweils nur einen Bruchteil entdecken können und deshalb werden sie weiterhin auf unserer Reiseliste stehen bleiben. Wir sehen uns sicher wieder – spätestens wenn uns die Kinder überredet haben, nochmal in das Spaßbad Tatralandia zu fahren 😉